: Segregation wird zunehmen
betrifft: „Auch die Mieter profitieren“, taz nrw vom 27.07.06
[...] Zu befürchten ist, dass (wie von Ihrem Interviewpartner angemerkt) die guten Bestände modernisiert werden und die schlechten Bestände vernachlässigt bleiben. Gut und schlecht definiert sich neben der Bausubstanz aber in erster Linie nach der Lagegunst von Wohnungen. Da die Bestände der Wohnungsunternehmen zumeist über das Stadtgebiet verstreut liegen, bietet es sich zur Kapitalverwertung natürlich an, in zentralen Lagen und gehobenen Stadtteilen zu modernisieren. Ohne Mieterhöhung oder gar Zerschlagung und Verkauf der Bestände wird das nicht ablaufen können. Fondsgesellschaften sind schließlich keine Wohltäter, sondern Gewinnmaximierer. Folglich müssten einkommensärmere Mieter auf andere Bestände in ungünstigen Lagen zurückgreifen. ALG-II Empfänger, die nur unter Beachtung gewisser Mietobergrenzen auf Wohnungssuche gehen können, müssen auf billige, lageungünstige Wohnungen zurückgreifen. Kurz: die sozialräumliche Segregation wird in NRW weiter zunehmen. Außerdem verlieren die Stadterneuerer (vornehmlich die Kommunen selbst!) ihren wichtigsten Partner zur Aufwertung benachteiligter Stadtteile. Die Wohnraumprivatisierung gefährdet mittelfristig den Zusammenhalt der Stadtgesellschaften. ALEXANDER KUTSCH, Bremen