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Archiv-Artikel

FELIX ZIMMERMANN WURST IST MEIN GEMÜSE

Reihen Sie die Buchstaben F, l, ö, n und z aneinander und lassen das ö nur kurz erklingen, verharren Sie länger auf dem n, bevor das Wort in einem zarten Zischen auf dem z verschwindet. Kriegen Sie das hin?

Flönnnz.

Wenn Sie es schaffen, dann klingt dieses an sich schlichte Wort wie ein Seufzer, dem Genussfreude innewohnt, Sehnsucht auch. Ein Ächzen aus reiner Lust. Gestöhnte Verheißung.

Flönnnz.

Da Sie nun eine Ahnung des Klangs haben, wollen Sie auch erfahren, was dahintersteckt, dazu sollten Sie die – ja, die – Flönz noch einmal in den Mund nehmen, nicht in Form von Buchstaben, sondern als das, was sie ist: eine gekochte Blutwurst, deren Heimat Köln, die aber eben keine Blotwoosch ist, sondern Flönz. Wabbelig wie ein Pudding, mit ihren weißen Speckwürfelchen inmitten der roten Masse aber eine Blutwurst wie aus dem Bilderbuch. Ich verbinde die Erinnerung an Flönz mit meiner Oma, die einen großen Teil ihres Lebens im Schatten der Domtürme verbracht hat, wirklich in deren Schatten, in der nördlichen Altstadt. Jener Gegend, die bekannt ist für so lustige Straßennamen wie „Unter Krahnenbäumen“ und „Unter Kahlenhausen“, und die trotz der autogerechten Umgestaltung nach dem Krieg mit der monströsen „Nord-Süd-Fahrt“ den Charakter eines kölschen Veedels bewahrt hat. Ein Köln der kleinen Leute, in dem Opas Schuhmacherwerkstatt bis heute existiert. Eine Welt der Flönz, in der Oma als gelernte Köchin souverän agierte. Sie briet uns Rievkooche und formte Kartoffelklöße, zu denen es braune Zwiebeln gab – davon schwärmen wir noch heute. Flönz lagerte sie portioniert in kleinen Stücken im Eisfach, als wären es Pralinen.

Traditionell gehört dazu Himmel un Äd, also Apfel-Kartoffelbrei. Wer hungrig im Großraum Köln unterwegs ist: ein Umweg lohnt sich.