Keine Legenden

betr.: „Ist Hisbollah unbesiegbar?“, taz vom 28. 7. 06

Die Opferbereitschaft der Hisbollah-Kämpfer sei „legendär“, so der Kommentar zu dem Titelfoto. Die nur scheinbar provokante Frage in der Überschrift und der Text dazu stellen mit unverkennbarer Schadenfreude fest, dass die israelische Armee zwar keine nennenswerten Erfolge vorzuweisen, dafür aber Opfer zu beklagen hat. Das kommt alles andere als „unerwartet“, schon gar nicht für taz-RedakteurInnen/LeserInnen!

Warum also beschwört ihr auf eurer Titelseite ein Bild, das sonst die Hisbollah von sich selber zeichnet? Natürlich ist die Hisbollah unbesiegbar, aber nicht wegen ihrer „Opferbereitschaft“, sondern weil eine Guerillatruppe militärisch grundsätzlich nicht nicht bezwungen werden kann. Legenden (auf beiden Seiten) von Unbesiegbarkeit, von gerechter Gewalt, heroischem Widerstand und Ähnlichem halten diesen Konflikt am Leben. Daran darf die taz sich nicht beteiligen!

NIKOLAUS DIETRICH, München