: Mit Bach-Kantate gegen Gen-Mais
Mehrere hundert Anti-Gen-Aktivisten teilroden nach einer Demonstration Brandenburger Maisfeld. Die mit einem Großaufgebot angerückte Polizei nimmt 50 Protestler vorläufig fest. Veranstalter sprechen von einem Erfolg
BADINGEN taz ■ Rund 500 Anti-Gen-Aktivisten aus Deutschland, Polen und Frankreich haben gestern Mittag an einem Feld im nördlichen Teil Brandenburgs gegen den Anbau von genverändertem Mais der Sorte BT-Mais 810 der Firma Monsanto protestiert. Bei der „Feldbefreiung“ im Landkreis Oberhavel zerstörten gut 150 Demonstranten nach Angaben der Initiative „gendreck-weg“ einen Teil der Genpflanzen. Mitveranstalter Michael Grolm sagte: „Wir haben schon jetzt unser Ziel erreicht und sind auf jeden Fall erfolgreicher als im vergangenen Jahr.“
Im Sommer 2005 hatten die Initiatoren schon einmal eine so genannte Feldbefreiung im 80 Kilometer entfernten Strausberg östlich von Berlin durchgeführt. Damals standen 280 Polizisten 300 Demonstranten gegenüber.
Auch in diesem Jahr versuchte Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) mit einem Großaufgebot der Polizei, die Felder zu schützen. Im Einsatz waren Reiter- und Hundestaffeln sowie ein Polizeihubschrauber, der während der Aktion über dem Gelände kreiste. Eine 17-jährige Demonstrantin wurde nach eigenen Angaben bei einer Verfolgung im Feld von einem Polizeihund gebissen und musste ambulant behandelt werden. Etwa 50 Aktivisten wurden vorübergehend festgenommen. Ein Polizeisprecher sagte noch im Vorfeld der Demonstrationen, er gehe nicht davon aus, dass es „zu Konfrontationen kommen wird“.
Die Demonstration war angemeldet für eine Strecke von etwa 200 Meter von der Dorfkirche in Badingen bis zur einzigen Zufahrtsstraße für das Genmais-Feld. Die Aktivisten wurden dort von etwa 15 Bauern des Gennetzwerks „Innoplanta“ empfangen, die sich zur Gegendemonstration zusammengefunden hatten.
Die Zufahrt zum Genmaisfeld war von der Polizei abgeriegelt worden. Dennoch gelangten nach Angaben der Veranstalter drei Gruppen mit jeweils etwa 50 Aktivisten über Schleichwege auf die beiden zwei Kilometer auseinander liegenden und zusammen 50 Hektar großen Felder. Sie haben dort den Genmais großflächig niedergetrampelt oder ausgerissen.
Am Sonntagmorgen hatte die Musikgruppe „Lebenslaute“ auf dem im Sommer 2005 „befreiten“ Feld bei Strausberg ein spontanes „Überraschungskonzert“ gegeben. Dabei sei eine mehrere hundert Quadratmeter große „Bühne“ in das Feld getrampelt worden, berichtete Gruppenmitglied Jutta Sundermann. Zur Aufführung kam die Bauernkantate von Johann Sebastian Bach. Volker Hollmichel
meinung und diskussion SEITE 11