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Archiv-Artikel

Der Fußball ist nicht alles

Mit einer Ausbildungsbörse will der FC St. Pauli seinen Spielern ein zweites Standbein neben dem Fußball aufbauen und eine Berufsperspektive bieten

Gerade jetzt nach der Fußball-Weltmeisterschaft, träumen wieder viele Jugendliche vom Beruf des Profikickers. Anstatt morgens früh um fünf Uhr Brötchen zu backen oder im Morgengrauen auf der Werft zu sein, möchten sie lieber vor begeisterten Fans das Leder über den Rasen treiben. Aber was, wenn es nicht klappt mit der Profikarriere?

„Immer wieder kamen die Jungs zu mir und sagten: Ich brauche dringend einen Ausbildungsplatz, kannst du mir da weiterhelfen?“, sagte Andreas Bergmann, Trainer des FC St. Pauli gestern. „Da mussten wir natürlich was unternehmen.“ Im Jahr 2002 ging es los: Für vier Spieler der Nachwuchsmannschaft, die bisher noch keine Lehrstelle gefunden hatten, sollten Ausbildungsstellen gefunden werden. Der Club gründete das „Talenthaus“, um Spieler bei der Lehrstellensuche zu unterstützen, ohne dabei das Training zu vernachlässigen. Der Verein sah sich in der Pflicht, den Jugendlichen nach Abschluss ihrer schulischen Laufbahn eine realistische Berufsperspektive neben dem Fußball zu bieten.

Mit Unterstützung durch die Hamburger Agentur für Arbeit und Sponsoren wurde nun eine Ausbildungsbörse ins Leben gerufen – stadiontaugliches Motto: „You’ll never work alone“.

Das Projekt soll den Jugendlichen die sportliche Ausbildung garantieren, aber auch soziale Betreuung leisten und bei der Berufsfindung zur Seite stehen. Es begleitet die Nachwuchskicker von der „Orientierungsphase“ bis zur abschließenden „Einstellungsphase“. In den verschiedenen Etappen können sich die Teilnehmer über Berufe informieren, ein Bewerbungstraining absolvieren und einen Einstellungstest proben.

Die Zeichen für den Erfolg des Vorhabens stehen gut: Bisher wurden rund 15.000 Euro aus Mitgliederspenden investiert. Auch die Arbeitsagentur ist zuversichtlich – hilfreich, so glaubt man dort, wird nicht zuletzt eines sein: „Das gute Image des Vereins“.KURT STUKENBERG