: Ost-Abiturientinnen fliehen an Westunis
Ein Viertel der ostdeutschen Studierenden geht in die alten Bundesländer. Nur 3 Prozent der Wessis macht rüber
Bald braucht in den neuen Bundesländern niemand mehr in überfüllten Hörsälen zu schwitzen – allmählich werden die Studierendenzahlen der dortigen Hochschulen übersichtlich werden. Denn die ostdeutschen Bundesländer verlieren erheblich mehr Studierende an den Westen, als sie dazugewinnen.
Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Bundesamt in dieser Woche veröffentlichte. Im Wintersemester 2004/05 waren 26 Prozent der Studierenden, die in Ostdeutschland (ohne Berlin) Abitur gemacht haben, an Hochschulen in den alten Bundesländern eingeschrieben. Dagegen zog es nur 3 Prozent der aus Westdeutschland stammenden Studenten in den Osten. Insbesondere Frauen gehen zum Studium an Hochschulen im früheren Bundesgebiet: Von 28.000 Ostwest-Wanderern waren immerhin 21.000 weiblich.
Die Gefahr der Abwanderung ist, dass die ostdeutschen Unis ihre Studienplätzen zusammenstreichen. Dabei gehen Experten bundesweit von einem Anstieg der Studentenzahlen bis zum Jahre 2014 um ein Drittel aus. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) will daher den Ländern Geld geben, damit diese Studienplätze schaffen. Doch bis die Studierendenzahlen steigen, müssten die Ostunis einige Jahre lang die Plätze unbesetzt freihalten. Als einziges neues Bundesland kann sich Sachsen mit einer positiven Studierendenbilanz brüsten. Mit über 5.000 zugewanderten Studierenden ist Sachsen bei den Abiturienten sogar beliebter als Bayern.
Die größte Zuwanderungsquote haben die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Allein die Hauptstadt hat 35.000 Studierende dazugewonnen. Kurz nach den Stadtstaaten in der Beliebtheitsskala liegt Nordrhein-Westfalen. Jedoch auch der größte Verlierer der Studierendengunst liegt im Westen: Niedersachsen. Im Wintersemester 2004/05 verlor das Bundesland mehr als 25.000 Studierende. Die niedersächsische SPD bezeichnete dies gestern als „dramatisch“, kritisierte die Hochschulpolitik der CDU/FDP-Landesregierung.
Des Weiteren verlieren die alten Bundesländer Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Hessen und das Saarland ihre Landeskinder an auswärtige Hochschulen. Die Einführung von Studiengebühren wird dieses Bild bei den nächsten Erhebungen verändern.
Bisherige Verlierer der Studierenden könnten für AbiturientInnen attraktiver werden – wenn sie auf das Bezahlstudium verzichten. So hält sich etwa die Landesregierung Schleswig-Holsteins die Gebührenfrage in ihrem Koalitionsvertrag noch offen. SAT