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Archiv-Artikel

Keine Reaktion auf Beschwerden

WOHNEN Anwohner eines Häuserkomplexes im Fehrfeld klagen über Verwahrlosungen. Verwaltet werden ihre Wohnungen vom Immobilienriesen Gagfah, doch der soll sich darum nicht kümmern

Von THA
BewohnerInnen sprechen von „sozialer Verwahrlosung“

Über die Verwahrlosung ihrer Wohnanlage beklagen sich Anwohner des Fehrfeldes in der Östlichen Vorstadt. Von der Verwaltung ihrer Wohnung fühlen sie sich nicht ernst genommen. Zuständig ist dafür das Immobilienunternehmen Gagfah.

In Bremen hat die Gagfah zuletzt ein Immobilienpaket mit 1.000 teils maroden Wohnungen an eine Unternehmensgruppe verkauft. Einigen Mietern hatte das Unternehmen, das einem US-Investor gehört, Sanierungen versprochen. Umgesetzt hat sie die vor dem Verkauf nicht.

Im Fehrfeld haben die Bewohner eines Hauses über zwei Wochen warten müssen, bis der Fahrstuhl repariert wurde. Gehbehinderte Mieter seien derweil nicht aus dem Haus gekommen, sagt Bewohnerin Anna Sprute – für sie nur ein Bespiel von vielen. Auf Beschwerden reagiere die Gagfah gar nicht oder erst spät. Als „verwahrlost“ beschreibt Sprute nicht nur den Zustand der Wohungen. Sie spricht auch von „sozialer Verwahrlosung“.

Über 100 Kinder leben nach Angaben des Ortsamtes Mitte in dem Häuserblock. Während es vor einigen Jahren vor allem Beschwerden über Drogenabhängige auf dem Gelände und dem Spielplatz der Anlage gegeben habe, gehe es nun vornehmlich um Nachbarschaftskonflikte, sagt ein Polizeisprecher. Das „Kernproblem“ sei, dass dort unterschiedliche Nationalitäten zusammenleben. „Oft fehlt das Verständnis füreinander.“

Für Ortsamtsleiter Robert Bücking ist die Anlage ein „klassisches Beispiel“ für all jene Wohnungen, die einem Fonds gehören und von großen Unternehmen wie der Gagfah verwaltet werden. „Die Mieter haben Schwierigkeiten, angemessen behandelt zu werden“, sagt er, „sie finden kein Gegenüber“.

Bei den meisten Bewohnern herrsche mittlerweile „Resignation“, sagt Sprute. Die Sozialpädagogin habe gemeinsam mit anderen Mieter eine Anlaufstelle einrichten und Beratung, Nachhilfe und nachbarschaftliche Treffen anbieten wollen. „Hinfällig“ sei die Idee: Einen Raum habe die Gagfah dafür nicht zur Verfügung stellen wollen. „Uns wurde erklärt, es sei nicht sinnvoll, wenn Anwohner sich engagieren“, sagt sie.

Das Ortsamt ist seit langem im Fehrfeld aktiv, führt Gespräche mit Anwohnern, Behörden und auch mit der Gagfah. Die habe sich vor über einem Jahr an einem runden Tisch beteiligt, sagt Bücking. Vereinbart worden sei, dass es eine kleine Beratungsstelle in der Anlage geben soll. Gelder dafür hat das Amt für Soziale Dienste bewilligt, begonnen hat das Projekt trotzdem noch nicht.

Zu den Problemen in der Anlage äußert sich die Gagfah selbst bis Redaktionsschluss nicht. Man verwalte bundesweit rund 20.000 Mietwohnungen. AnsprechpartnerInnen für die „Kunden“ gebe es aber gleich mehrere, so eine Sprecherin. THA