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Archiv-Artikel

Aggressive Gottespartei

betr.: „Nahost in Flammen“, LeserInbriefe, taz vom 31. 7. 06

In seinem Leserbrief vom Montag bezichtigt Knut Mellenthin aus Hamburg taz-Autor Micha Brumlik wahlweise der Lüge oder der Unkenntnis und schreibt, „dass Hisbollah vor dem israelischen Angriff definitiv keine Raketen auf Israel geschossen hat“. Überhaupt habe die Gottespartei ihre Aggressionen gegen den Nachbarn seit dessen Abzug aus dem Südlibanon vor sechs Jahren eingestellt, dies sei grundsätzliche Hisbollah-Politik. Schreibt Mellenthin – und liegt falsch. Auch nach dem Abzug hat die Miliz wiederholt grenznahe israelische Ortschaften und Armeestellungen mit Raketen beschossen. Einer der letzten größeren Angriffe ereignete sich etwa am 21. November 2005. Und auch am 28. Mai dieses Jahres, also relativ kurz vor Ausbruch des jüngsten Konflikts, explodierten wieder Katjuschas aus dem Libanon auf israelischem Boden.

Nur zur Erinnerung: Nasrallahs Truppe wurde einst zum Widerstand gegen die israelische Besatzung gegründet und rechtfertigt ihre Existenz bis heute mit dem Kampf gegen das „zionistische Gebilde“. Zu diesem Zweck hat sie sich in den letzten Jahren ein riesiges Waffenarsenal aufgebaut. Ein Ende des Konflikts wäre hingegen auch das Ende von Hisbollah.

Somit war die Entführung der beiden israelischen Soldaten am 12. Juli nicht zuletzt ein innenpolitischer Streich, um neues Ansehen bei der schiitischen Bevölkerung zu gewinnen und sich gegenüber der durch die Zedernrevolution gestärkten libanesischen Regierung zu behaupten. Dieses Ziel hat Hisbollah erreicht. Israel muss nun zusehen, dass es zumindest die militärische Schlagkraft der Terrorgruppe entscheidend schwächt. Eine vollständige Entwaffnung, das weiß die Regierung Olmert, wird nach Kriegsende Utopie bleiben – mit oder ohne internationale Schutztruppe. DANIEL SCHWITZER, Köln