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Archiv-Artikel

Letzte Ruhe im Plastikeimer neben Rudi Dutschke

URNENKLAU Fritz Teufels sterbliche Überreste sind wiederaufgetaucht – neben Rudi Dutschkes Grab

Neben der wiederaufgetauchten Urne ein Zettel: „Was für ein teuflischer Spaß“

BERLIN taz | Selbst posthum schafft es Fritz Teufel, die Öffentlichkeit zum Narren zu halten. Die Urne des Anfang Juli verstorbenen Spaßguerilleros war vor neun Tagen aus dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte entwendet worden. Am Freitag ist sie wiederaufgetaucht, und zwar in einem Plastikeimer neben dem Grab des 68er-Idols Rudi Dutschke in Dahlem. Neben dem Eimer mit der Urne lag ein Zettel: „Was für ein teuflischer Spaß. Fritz hätte seine Freude gehabt. Jetzt soll Teufelchen in Frieden ruhen.“ Der Staatsschutz, der das Schreiben und den Urneninhalt untersuchte, geht davon aus, dass sich in der Urne tatsächlich die sterblichen Überreste von Fritz Teufel befinden.

Wer das Schreiben verfasst hat, ist noch unklar. Ebenso, wie die Urne auf Dutschkes Grab gelangte. Sicher scheint nur, dass Teufels Asche nicht, wie zunächst vermutet, vor seinem Grab verstreut wurde. Ein Ehepaar hatte auf dem Friedhof das geöffnete Urnengrab entdeckt und die Polizei verständigt. In Grabnähe wurden Aschespuren gefunden. Die stammen aber offenbar nicht von Teufel: Die wiederentdeckte Urne jedenfalls war unversehrt.

Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben „in alle Richtungen“, unter anderem wegen des Verdachts der Störung der Totenruhe. Mittlerweile glaubt auch die Polizei, dass es ein gut geplanter, makabrer Spaß von Sympathisanten Teufels aus der linken Szene war. Hinweise auf die Urheber gab es zunächst auch am Sonntag nicht.

Manche vermuten, dass der für seine Politspäße berüchtigte Altkommunarde selbst hinter der Urnenentführung steckt. Teufels alte Weggefährten glauben jedenfalls, dass er die Aktion noch zu Lebzeiten angezettelt haben könnte.

Der umtriebige Schwabe, der im Alter von 67 Jahren starb, lebte unter anderem in der Kommune 1 und war später Mitglied der linken Stadtguerilla „Bewegung 2. Juni“. Seine „Attentate“ auf den damaligen US-Vizepräsidenten Hubert Humphrey entpuppten sich als Pudding- und Mehlbomben. Später arbeitete er als Biobäcker in London und als Fahrradkurier in Berlin. Ob es nach dem Urnenklau eine zweite feierliche Friedhofsbeisetzung gibt, müssen nun Teufels Angehörige entscheiden. NINA APIN