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Archiv-Artikel

Kleiner Anti-G-8-Gipfel an der Ostsee

Bis zu 500 G-8-KritikerInnen bereiten sich eine Woche lang auf den G-8-Gipfel vor, der 2007 in Deutschland stattfindet

BERLIN taz ■ Das CampInski öffnet seine Pforten: In dem Do-it-yourself-Protestlager in Mecklenburg-Vorpommern beraten sich ab heute bis zu 500 GlobalisierungsgegnerInnen aus Deutschland und dem europäischen Ausland. Sie werden eine Woche lang in der Gemeinde Kirch Mulsow ihren Anti-G-8-Gipfel vorbereiten. Er soll im Juni 2007 das Treffen der Regierungschefs der acht größten Industrieländer begleiten, das im Ostseebad Heiligendamm stattfindet.

Während die Politiker dort im mondänen Hotelkomplex Kempinski absteigen, sind die GegnerInnen bescheidener. Selbstorganisation wird beim Vorbereitungstreffen groß geschrieben. Das gilt für den Bau von Duschen und Toiletten oder die Zubereitung des natürlich streng veganen Essens. Es gilt aber auch für das umfangreiche kulturelle und politische Programm, das im Internet zu finden ist. Die BewohnerInnen der Region und ihre Proteste sollen von Anfang an mit einbezogen werden. Am Sonnabend geht es um die Frage, wie sich der Widerstand gegen den Bombenabwurfplatz Bombodrom bei Wittstock mit dem G-8-Widerstand verbinden lässt. Am Montagnachmittag haben sich die GipfelgegnerInnen im nahen Bad Doberan zum Door Knocking verabredet. Bei dieser aus Großbritannien importierten Protestform klingeln die AktivistInnen an den Wohnungstüren und verteilen Informationsmaterial. Bisher sind unter den BewohnerInnen die Meinungen über den Gipfel durchaus gespalten, wie AktivistInnen bei einer Infoveranstaltung am Mittwochabend in Berlin berichteten. Eine Minderheit erhofft sich Arbeitsplätze durch das G-8-Treffen und reagiert auf die Proteste mit Unverständnis. Doch in Heiligendamm und Umgebung wehren sich Initiativen gegen die zunehmende Privatisierung öffentlicher Wege und Plätze. Sie sind den Anliegen der GipfelgegnerInnen aufgeschlossen.

Ein weiterer Campschwerpunkt ist der Kontakt mit Flüchtlingen, die teilweise fernab von den Städten untergebracht sind. Ein eigener Flüchtlings-Aktionstag soll im nächsten Jahr die Proteste gegen den Gipfel begleiten. Auch mit der Marineshow Hanse Sail, die vom 10. bis 13. August in Rostock stattfindet, wollen sich GipfelteilnehmerInnen kritisch befassen. Ziel ist es, eigene politische Akzente zu setzen und doch bei der Bevölkerung einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Schließlich will man ja im nächsten Jahr mit noch mehr Freunden wiederkommen. Für den Juni 2007 suchen die G-8-GegnerInnen in der Region Doberan noch einen Campingplatz für 15.000 Menschen.

PETER NOWAK

Infos: www.camp06.org