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Archiv-Artikel

Taliban steinigen Paar auf dem Marktplatz in Kundus

AFGHANISTAN II Dorfbewohner müssen der Hinrichtung beiwohnen. Warnung vor „unislamischen“ Taten

KUNDUS/KABUL dpa | Taliban-Kämpfer haben im nordafghanischen Einsatzgebiet der Bundeswehr nach offiziellen Angaben ein unverheiratetes Liebespaar öffentlich gesteinigt. Der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammad Omar, sagte am Montag, die Aufständischen hätten zunächst eine Erklärung verlesen. Dann hätten sie die Frau und den Mann vor den versammelten Dorfbewohnern gesteinigt.

Zu der Tat kam es demnach am Sonntag auf einem Markt im Unruhedistrikt Dascht-i-Archi. Der britische Sender BBC berichtete unter Berufung auf zwei Augenzeugen, die Taliban hätten die Dorfbewohner über die Lautsprecher der Moschee auf dem Marktplatz zusammengerufen. Dann hätten die Taliban angefangen, Steine auf das Paar zu werfen. „Wir wurden auch aufgefordert, Steine zu werfen“, sagte einer der Zeugen.

Nach einer Weile hätten die Taliban den Dorfplatz verlassen. Zu diesem Zeitpunkt sei die Frau tot gewesen, der Mann habe aber noch gelebt. Dann seien einige Taliban-Kämpfer zurückgekehrt und hätten den Mann mit drei Kugeln getötet, sagte der Zeuge. „Die Taliban warnten die Dorfbewohner noch, dass jeder, der etwas Unislamisches macht, dieses Schicksal teilen wird.“ Der Basar in dem Ort Mullah Quli wird traditionell am Sonntag besucht. Dascht-i-Archi liegt nordwestlich von Kundus-Stadt und ist weitgehend unter der Kontrolle der radikalislamischen Taliban.

Während ihrer Herrschaft zwischen 1996 und 2001 hatten die Taliban Menschen unter anderem in Fußballstadien öffentlich hingerichtet. Unverheiratete Paare wurden gesteinigt. Knapp neun Jahre nach dem Einmarsch der internationalen Truppen haben die Aufständischen in den von ihnen kontrollierten Gebieten ein paralleles Rechtssystem aufgebaut, das auf ihrer strengen Interpretation des Islam basiert.