urdrüs wahre kolumne
: Spielt mal Lotto!

Aufatmen im Bremer Drogenhandel und bei Veranstalter „Kolja“ Becker: Der phonstarke Angriff der „Vision Parade“ auf Urbevölkerung und innerstädtische Fauna darf jetzt doch stattfinden, nachdem die Werber für diese urinöse Barbarei im Bündnis mit der Jungen Union die Leserbriefmaschine angeworfen und jede Kritik erfolgreich als Ausdruck von Spießertum denunziert hatten. Die Partydeppen dürfen also wieder pissend und kotzend durch die Wohnstraßen torkeln, den Techno-Ballermann raushängen lassen und die Umwelt mit ihrem schlechten Geschmack peinigen: Was zahlt man eigentlich für so eine Lizenz zur kollektiven Belästigung?

Mehr Sicherheit auf St. Pauli wollte der Hamburger Senat durch die Installation von Überwachungskameras erreichen, doch herausgekommen ist eine Zunahme von Körperverletzungsdelikten um 26 Prozent. Ja, wissen die Bullizei-Ideologen denn so gar nichts von dem morbiden Reiz, anderen in die Fresse zu treten und dabei zu wissen, dass diese Heldentat dokumentiert wird?

„Spielt mal Lotto, diese Woche. Nur für Bremer Kunden werden in dieser Woche zusätzlich Autos verlost!“, lockt die allgemein „Mutti“ genannte Inhaberin des auch mit Kaffee, Brötchen, Flachmännern und selbst der taz handelnden Kiosks in Walle die Kundschaft, doch zumindest einer ihrer Söhne bleibt skeptisch: „Die Karre musste dann ja sofort verkaufen und das Geld bei Hartz IV abgeben. Da such Dir mal andere Blödmänner für!“

Drei Euro und 50 Cent wünscht die leicht derangiert wirkende Dame um die 50 von mir, die meinen Weg am Hauptbahnhof kreuzt. Spontan kann ich mir aber nur zwei Euro abringen, möchte dann aber doch Genaueres zu dem so exakt eingeforderten Betrag wissen. Die irritierende Antwort: „Dann habe ich genau 15 Euro!“ Nähere Erläuterungen dazu lehnt sie aber entschieden ab: „Das ist meine Privatangelegenheit …“

Es gibt Menschen, die nur dann aufblühen, wenn sie in völlig verkorksten Beziehungen stecken und diesen bietet sich ab sofort die Chance, adäquate PartnerInnen kennen zu lernen: Ein Internet-Fahrzeugmarkt veranstaltet demnächst chauffierte Probefahrten durch Hamburg über vier Stationen, bei denen die Partner zum „Speed Dating“ auf der Rückbank ausgetauscht werden. Wer Bock auf die erlesenen Kotzbrocken hat, die sich an sowas beteiligen: Reservierungen unter www.mobile.de/autoflirt, und mit etwas Glück endet ja schon die erste Tour in der Schrottpresse.

Ausgerechnet in der Kriminellen-Hochburg Delmenhorst will Nazianwalt und Germanenzüchter Jürgen Rieger ein Kongresshotel erwerben und schon schlagen eifrige Antifas vor, die Stadt möge das Kaufpreisgebot doch kurzerhand überbieten und den Laden künftig als VEB selbst betreiben. Ja, weiß man denn nicht, dass Rieger jedes Mal von gerissenen Maklern Prämie kassiert, wenn er wieder mal Schrott-Immobilien auf diese Weise marktfähig gemacht hat?

Noch nichts vor an diesem Wochenende? Für Freunde des Kampfsports jedenfalls empfiehlt sich ein Abstecher zum Steinhuder Meer, wo heute ab 19 Uhr (Einlass 18 Uhr) im Biergarten am Strand ein „Rumble on the Beach“ der European Wrestling Promotion steigt. Vielleicht trifft man sich ja am Bierstand, hofft in heftig animierter Vorfreude ULRICH „POWERSIDE“ REINEKING