: „Ein soziales Faible“
INFORMATION Für ein anspruchsvolles Ehrenamt werden Menschen zu Betreuern fortgebildet
■ ist Rechtsanwältin, Mediatorin und Rechtsbetreuerin
taz: Frau Näke, was ist ein ehrenamtlicher Rechtsbetreuer?
Anja Näke: Eine Person, die für jemand, der seine eigenen Angelegenheiten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst wahrnehmen kann, genau dies übernimmt. Der Betreuer wird dann vom Gericht eingesetzt.
Müssen das nicht Fachkräfte oder Angehörige machen, nicht einfach fremde Ehrenamtler?
Oft werden natürlich Angehörige als Bevollmächtigte eingesetzt. Wenn keine entsprechende Vollmacht existiert, dann wird das Betreuungsgericht tätig. Die suchen dann jemanden.
Warum sollte ich das machen, wenn ich zu dem Betreuten gar keinen näheren Bezug habe?
Wir leben ja in einer Gesellschaft, in der man mehr nimmt als gibt. Man muss also ein soziales Faible haben. Viele streben auch nach etwas Anspruchsvollem in ihrem Engagement. Ich hatte aber jüngst eine Dame, die ist 86 und wollte geschult werden, die ist geistig und körperlich total fit. Manche werden aber auch vom Gericht quasi da hineingeworfen. Man übernimmt das, weil man spürt, eine Aufgabe übernehmen zu wollen …
… die sehr viel Verantwortung mit sich bringt.
Ja, und man muss sich auch rechtlich fortbilden. Die Betreuer müssen zudem jährlich Rechenschaft ablegen. Und vieles muss auch vom Gericht genehmigt werden, man kann ja auch nicht einfach einer Operation zustimmen, wenn der Arzt meint, das das notwendig ist.
Das Engagement kostet auch.
Vor allem Zeit und Verständnis. Ehrenamtliche bekommen dafür pauschal 323 Euro – im Jahr.
INTERVIEW: JAN ZIER
Hilfswerk Bremen, Vegesacker Str. 59, 17 Uhr. Anmeldung ☎ 39 67 73 4