: Die Ahnungslosen
Beim Basketball-Supercup in Berlin präsentiert sich das Nationalteam um Dirk Nowitzki noch nicht in WM-Form
BERLIN taz ■ Ein wenig ratlos wirkten die drei Herren, die der Deutsche Basketballbund nach dem gegen Italien verlorenen Finale um den Supercup vor die Presse geschickt hat, fast so, als hätten sie ein schlechtes Gewissen. Dirk Nowitzki, Johannes Herber und Bundestrainer Dirk Bauermann bemühten sich, dem 65:70 am Samstagabend in der Berliner Max-Schmeling-Halle möglichst viel Positives abzugewinnen. Das war gar nicht so einfach nach einem Spiel, bei dem vor allem eines aufgefallen war: Die Basketball-Nationalmannschaft funktioniert noch nicht.
In zwei Wochen beginnt in Japan die Weltmeisterschaft. Spätestens dann sollten die Spieler wissen, wie sich ihre jeweiligen Nebenleute bewegen. Bislang tun sie das nicht. „Das kommt schon noch, da bin ich sicher“, meinte Johannes Herber, der Defensivspezialist, der zur kommenden Saison von der University West Virginia zu Alba Berlin wechselt. Zuvor hatte er zugegeben, dass er bisweilen zu lange überlegt habe, ob es im Sinne der Mannschaft sei, wenn er auf den Korb wirft. Herber hat nicht selten so lange gezögert, bis ein Gegenspieler bei ihm war, zu lange eben. 19 Minuten stand er auf dem Feld und hat dabei trotz bester Möglichkeiten keinen einzigen Punkt erzielt.
Dirk Nowitzki, von dessen Form der Erfolg der Nationalmannschaft im Wesentlichen abhängt, stand gute 10 Minuten länger auf dem Feld. Er traf bei 14 Versuchen aus dem Spiel heraus den Korb nur viermal. Doch auch er bleibt gelassen. „Der Schuss ist noch nicht ganz da“, sagte er, „aber da habe ich mir noch nie große Sorgen gemacht. Der kommt schon wieder.“ Zufrieden war Nowitzki vor allem, weil seine Athletik und die „Spielkondition“ schon wesentlich besser gewesen seien als bei den ersten beiden WM-Testspielen eine Woche zuvor. Da sei er doch arg „behäbig“ gewesen, was ihn besonders geärgert habe: „Wer mich kennt, weiß, wie hoch die Ansprüche sind, die ich an mich selbst stelle.“
Dirk Bauermann wird es freuen, dass zumindest die Zuversicht groß ist in seiner Mannschaft. Morgen reist das Team nach China, wo am kommenden Wochenende in Nanjing und Kinshan ein weiteres Vorbereitungsturnier ansteht. Vielleicht haben dann die am Wochenende nicht selten ratlos wirkenden Aufbauspieler im deutschen Team endlich einen Plan. Vielleicht funktionieren dann die Systeme, die der Bundestrainer sich für das Team ausgedacht hat. Vielleicht ist Dirk Nowitzki dann wieder so weit, Spiele der Nationalmannschaft alleine entscheiden zu können. Es ist noch ein langer Weg bis dahin. Am liebsten wäre es Bundestrainer Dirk Bauermann, wenn sein Team zu Beginn der WM so funktionieren würde wie das des Finalgegners am Samstag: „Die Italiener wissen schon jetzt alle automatisch, wo ihre Mitspieler stehen.“ Die Deutschen sind, was das betrifft, bislang noch beinahe völlig ahnungslos.
ANDREAS RÜTTENAUER