: Ästhetik fördert Denkvermögen
Musik und Tanz für alle. Das Land NRW fördert jetzt Künstlerarbeit in Schulen. Kindergärten sollen folgen
So bringt man arme Künstler und faule Kinder zusammen. Die Landesregierung spendiert 1,5 Millionen Euro und finanziert damit rund 700 Projekte an nordrhein-westfälischen Schulen. Dort wird dann im kommenden Schuljahr in den Klassen mit Kreativen getanzt, getrommelt, gefilmt und inszeniert.
„Die Aktion ist kein Ersatz für Kunst- oder Musikunterricht, sondern ein zusätzliches Angebot für alle Schulformen“, sagt Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU). Ziel sei es, Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft die Chance zu geben, mit den Kunstsparten in Berührung zu kommen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass Kinder sich heutzutage nicht länger als acht Sekunden auf eine Sache konzentrieren könnten. Die ästhetische Bildung verbessere auch das Denkvermögen, so Grosse-Brockhoff. Deshalb sollen die Mittel für „Kultur und Schule“ bereits im nächsten Jahr verdoppelt werden. Dann sollen auch Kindergärten an dem Kunstprojekt teil nehmen.
Die bisher ausgewählten Projekte scheinen allerdings wenig innovativ und erstklassig. An Münsterländer Schulen werden endlich Theatergruppen gebildet, in Bottrop wie seit Jahrzehnten Staubfänger für Mutti aus natürlichem Material hergestellt. Stress bekommen Schüler in der Stadt auch. Während sie mit Ton arbeiten, bekommen sie gleich noch eine Einführung in die Farbenlehre. Welche, wird natürlich nicht verraten. Erst 2008 soll die Breitenförderung in ein künstlerisches Förderprogramm für Begabte münden. Beim Blick in die NRW-Projektlisten der Regierungsbezirke scheint es also, als hätten die Schulen, die gemeinsam mit Kreativen die Ausschreibung und den Geld-Antrag ausfüllen müssen, eher einen kostengünstigen Ersatz für AGs ihres Lehrpersonals gesucht. PEL