admiralspalast : Zittern um drei Groschen
Theaterregisseur Klaus-Maria Brandauer und sein Ensemble müssen weiter zittern. Bis zuletzt bleibt offen, ob der historische Admiralspalast am Freitag mit Brechts „Dreigroschenoper“ wieder eröffnet werden kann. Die Bauaufsicht Mitte verweigerte gestern die erforderliche Freigabe für den Spielbetrieb. Der Grund: zu viele Sicherheitsmängel. Die endgültige Entscheidung darüber, ob sich der Vorhang am Freitag heben kann, wird nun erst nach einer zweiten Ortsbegehung gefällt – einen Tag vor der Premiere!
KOMMENTAR VON NINA APIN
Das ist zwar ungewöhnlich, aber kein Grund zur Panik. Da die zuständige Bezirksstadträtin sich optimistisch zeigt, ist es unwahrscheinlich, dass die Premiere tatsächlich ins Wasser fällt.
Außerdem hat es in dem historischen Haus Tradition, dass Premierenbesucher durch eine Baustelle laufen und sogar bei laufender Produktion noch umgebaut wird. Seitdem 1873 das Admiralsgartenbad eröffnete, befindet sich die Friedrichstraße 101 in permanenter Transformation. Erst zum Solebad, dann zum Vergnügungstempel mit Eislaufbahn und Bordell. Jetzt soll es ein Multifunktionshaus werden.
Zwar liegt der Verdacht nahe, dass sich der Bauherr und „Arena“-Betreiber Falk Walter bei der Renovierung verkalkuliert hat. Denn es kann nicht nur an Widrigkeiten wie dem langen Winter und dem Denkmalschutz liegen, dass die 14,5 Millionen teuren Bauarbeiten nicht recht vorankommen. Dass der „Badeschiff“-Schöpfer Walter Mut und Visionen hat, ist in Berlin bekannt. Aber um aus einer verfallenen Ruine einen modernen Vergnügungstempel mit Theater, Bad, Disco und Restaurant zu zaubern, braucht es aber auch Zeit und Detailplanung.
Trotzdem: Ein weiterer Verzug wäre des Ortes unwürdig. Schon mehrmals wurde die ursprünglich für Mai geplante Eröffnung verschoben. Und dass die Besucher durch Pfützen laufen müssen, um ein Brecht Stück zu sehen, ist an diesem Ort kein Beinbruch.
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