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Archiv-Artikel

Bolzplatz unter Strom

Das Bochumer Ruhrstadion heißt demnächst Rewirpower-Stadion. Der millionenschwere Deal mit den Stadtwerken bleibt umstritten. Kritiker befürchten Folgekosten für die verschuldete Kommune

VON HOLGER PAULER

Der umstrittene Deal scheint perfekt: Die Namensänderung des Bochumer Ruhrstadions zum „Rewirpower-Stadion“ soll auf der heutigen Jahreshauptversammlung des VfL Bochum bekannt gegeben werden. Für 7,5 Millionen Euro will der Bundesliga-Aufsteiger die Namensrechte des Stadions über fünf Jahre an die Stadtwerke Bochum abtreten. „Die Verträge sind verhandelt, es sind nur noch Details zu klären“, sagte Stadtwerke-Sprecher Thomas Schönberg zur taz. Der Konzern erhofft sich mittelfristige Erfolge auf dem regionalen Gas-, Strom- und Wassermarkt.

SPD, CDU und FDP im Bochumer Rat hatten die Pläne des Vereins abgenickt. Doch die Vorgehensweise der Stadt stößt auf massive Kritik. Die Grünen, kleiner Koalitionspartner der Sozialdemokraten, stimmten gegen das städtische Sponsoring. „Angesichts der angespannten Haushaltslage kann ich meinen Wählern nicht mehr vermitteln, dass die Stadt den VfL subventioniert, während andere wichtige Dinge liegen bleiben“, sagt Grünen-Fraktionschef Wolfgang Cordes. Bochum steht unter Haushaltssicherung und darf neue Schulden nur mit Genehmigung der Bezirksregierung aufnehmen.

Der Stadion-Deal könnte da stören. „Die Stadtwerke kommen in schwieriges Fahrwasser“, glaubt VfL-Fan Cordes. Die Werbung der Stadtwerke im Stadion mache überregional keinen Sinn, die erhoffte Gewinnabführung an die Stadt werde niedriger als erwartet. Und da weder Mitarbeiter noch Kunden stärker belastet werden könnten, „zahlen die Gesellschafter die Differenz“, so Cordes. In diesem Fall: die Stadt Bochum. Für die Grünen Grund genug, die Koalitionsfrage zu stellen. Morgen soll über die Zukunft von Rot-grün in Bochum verhandelt werden. Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Auch innerparteilich ist die Subventionierung nicht unumstritten. Der Vorsitzende der Bochumer SPD, Bernd Faulenbach, hatte kürzlich vorgeschlagen, das Ruhrstadion unter Denkmalschutz zu stellen, um den Namen zu erhalten. „Der Rat hat entschieden, ohne die Partei zu informieren“, so Faulenbach. Auch bei den Sozialdemokraten gebe es genug Leute, die die Entwicklung kritisch sehen. „Wir müssen aufpassen, dass wir die öffentlichen Räume nicht völlig abschaffen und alles dem Markt unterordnen“, sagt Faulenbach. Er könne dem Verein nur raten, den Namen Ruhrstadion nicht völlig verschwinden zu lassen.

Wie die Mitglieder des VfL Bochum heute Abend reagieren, lässt sich nur erahnen. Im Internet haben sich mittlerweile knapp 6.000 Fans in eine Unterschriftenliste zur Erhaltung des Namens Ruhrstadion eingetragen. Vor dem ersten Heimspiel der kommenden Saison, am 20. August gegen Bayern München, ist eine Demo geplant.