: Israel ist erzürnt über Irans Reaktor
ATOMPROGRAMM Die Inbetriebnahme des Kraftwerks von Buschehr löst Kritik und Besorgnis aus
JERUSALEM taz | Die Inbetriebnahme des iranischen Atomreaktors von Buschehr löst in Israel erwartungsgemäß Kritik aus. „Es ist völlig inakzeptabel, dass ein Staat so offenkundig die UN-Resolutionen verletzt“, kommentierte am Wochenende Jossi Levy, Sprecher des Außenamts in Jerusalem. Obschon der Reaktor in Buschehr keine unmittelbare Bedrohung darstellt, wird die Inbetriebnahme doch als Signal dafür empfunden, dass die Sanktionen gegen den Iran gescheitert sind. „Das Problem“, schreibt der konservative Ma’ariw, seien „die iranischen Anstrengungen, den Uran-Anreicherungsprozess zu kontrollieren“.
Eine Woche habe Israel, so warnte der ehemalige US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Bolton, vor wenigen Tagen, um Iran anzugreifen und sein Atomprogramm zu stoppen. Danach sei ein Angriff wegen möglicherweise austretender Radioaktivität zu riskant. Mit der Inbetriebnahme von Buschehr könne der Iran „einen sehr, sehr großen Erfolg“ verbuchen, meinte Bolton. „Dies ist ein klarer Wendepunkt.“
Noch hält sich die offizielle Politik in Jerusalem an die Hoffnung auf Sanktionen. „Die internationale Gemeinschaft muss den Druck erhöhen, um Iran dazu zu zwingen, die internationalen Entscheidungen“ – vor allem des UN-Sicherheitsrats und der Atomenergiebehörde IAEA – „umzusetzen und von den Anreicherungsmaßnahmen abzusehen“, forderte Levy.
Ein militärischer Präventivschlag wird immer weniger öffentlich von den Entscheidungsträgern diskutiert. Bis vor zwei Jahren meldeten sich Politiker und Militärs höchsten Rangs regelmäßig zu Wort, um den Journalisten ihre Meinung über das Für und Wider eines militärischen Vorgehens mitzuteilen.
„Es gibt Dinge, die nicht zugelassen werden können“, schreibt Udi Pridan in Ha’aretz. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit, dass der Iran Israel angreifen würde, nur bei 5 Prozent läge, so bedeuteten diese 5 Prozent doch „100 Prozent Zerstörung“. Pridan vergleicht, dass „niemand in ein Flugzeug steigen würde, wenn die Möglichkeit eines Absturzes bei 5 Prozent läge“. SUSANNE KNAUL