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Archiv-Artikel

Gefährliche Fitnesscocktails

In Fatburnern und Muskelaufbaupräparaten finden sich immer mehr giftige Wirkstoffe. In Laatzen starb nun eine 19-Jährige an den Folgen solcher Mittel. Experten warnen davor, der Traumfigur mit Chemie nachzuhelfen

Am Dienstag starb in Laatzen bei Hannover eine 19-Jährige an den Folgen des Fatburners Dinitrophenol (DNP). Die junge Frau gab bei ihrer Einlieferung ins Krankenhaus an, sie habe das illegale Mittel von einem Freund erhalten.

Fatburner sollen die Fettverbrennung beschleunigen. Norbert Maassen, Sportphysiologe an der Medizinischen Hochschule Hannover, warnt jedoch: „Es gibt keine einzige frei verkäufliche Substanz, die bei gesunden, ausgewogen ernährten Menschen den Fettstoffwechsel aktiviert.“

DNP kann bereits bei niedriger Dosierung tödlich wirken. Es regt den Körper zwar zu schnellerer Zellatmung und damit Fettverbrennung an. Neben dem Fettgewebe baut DNP jedoch auch Muskelzellen ab. Gleichzeitig steigert es die Körpertemperatur, was zu einer Dehydrierung und letztlich Organversagen führen kann.

Der ursprünglich zur Herstellung von Munition entwickelte Stoff ist heute als Schlankheitsmittel weltweit verboten und findet sich nur noch in hochgiftigen Holzschutzmitteln und Insektiziden. In den USA sind in den vergangenen Jahren gehäuft Todesfälle nach der Einnahme von DNP bekannt geworden.

Fettverbrenner, Nahrungsergänzungsmittel und Muskelaufbaupräparate, die via Internet oder in Fitnessstudios angeboten werden, enthalten mitunter ungekennzeichnete schädliche Wirkstoffe. So fand die Hannoversche Polizei vor einem Jahr bei einer Großrazzia in 24 Fitness-Centern zahlreiche Stoffe in Cocktails, die unter das Arzneimittelgesetz fallen.

Auch der Wirkstoff Synephrin steigert die Körpertemperatur und den Blutdruck. Das Mittel wird irrtümlicherweise häufig als „pflanzliches Schlankheitsmittel“ verharmlost. Synephrin findet sich beispielsweise im Muskelaufbaupräparat Maxadrine und dem Appetitzügler Body Deluxe. Es kann neben Kopfschmerzen auch zu Atembeschwerden und Krampfanfällen führen.

Hinter den Inhaltsstoffen T3 und T4 verbergen sich hingegen die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin und Thyroxin. Bei längerer Einnahme können sie zu einer chronischen Schilddrüsenentzündung (Basedow’scheKrankheit), Haarausfall oder Osteoporose führen.

Die hessische Ernährungswissenschaftlerin Isabel Kirchhof weist darauf hin, dass die Fettverbrennung des Körpers einzig über körpereigene Hormone reguliert wird. Und in die sollte man nicht eingreifen.

Wer abnehmen möchte, sollte sich nicht von unseriösen Slogans wie „24 Pfund in nur 38 Tagen“ blenden lassen, sagt Sportphysiologe Maassen. „Der einzig gesunde Weg, um Gewicht zu reduzieren ist viel Bewegung und weniger essen.“ Jessica Riccò