piwik no script img

Archiv-Artikel

Integration beim Umgraben

Gestern wurde der Grundstein für Lichtenbergs ersten interkulturellen Garten gelegt. Es ist bereits der achte in Berlin. Die Idee: Migranten und Deutsche bepflanzen gemeinsam eine Brachfläche und lernen sich dabei besser kennen

Die Idee stammt aus den USA, seit Ende der 70er-Jahre engagieren sich dort Mitglieder von Umwelt-Initiativen wie Green Thumb (Grüner Daumen). Die Stadt wird begrünt – von ihren BewohnerInnen. Um der Vereinzelung in Großstädten entgegenzuwirken und die Viertel zu verschönern, wurden erst illegal, dann mit Unterstützung der Stadtverwaltung so genannte „community gardens“, Gemeinschaftsgärten, angelegt.

In Deutschland entstanden die ersten interkulturellen Gärten im Jahr 1996 in Göttingen. Flüchtlinge hatten dort nach einer Möglichkeit gesucht, sich zu betätigen und mit Deutschen ins Gespräch zu kommen. Zusammen mit Sozialarbeitern und Anwohnern legten sie schließlich auf einem leerstehenden Grundstück mehrere Gärten an, die von den AnwohnerInnen gemeinsam bestellt wurden.

„Es hat auch einen symbolischen Wert, wenn Migranten hier Boden bearbeiten, landestypische Pflanzen anbauen und dabei mit anderen Kulturen ins Gespräch kommen“, sagt Thomas Ziolko, Sprecher des Netzwerks „Besser leben in Lichtenberg“. Mit dem Bezirk und der Stiftung Interkultur organisiert er den ersten interkulturellen Garten in Lichtenberg.

60 so genannte Kreativflächen sollen hier von Deutschen und Migranten bepflanzt werden. Rund 10 Euro wird die Pacht des eigenen Gartens kosten. Wer beim Aufbau des Projekts mithilft, muss weniger zahlen. Interessenten haben sich genügend gemeldet.

Das Prinzip interkultureller Gärten setzt sich in Deutschland immer mehr durch. Allein in Berlin gibt es 8 Projekte, 11 weitere sind geplant. Insgesamt werden in Deutschland 98 Gemeinschaftsgärten bestellt. Einmal pro Jahr gibt es ein von der Stiftung Interkultur organisiertes Treffen aller Initiativen, ansonsten halten sie per E-Mail Kontakt.

In Berlin seien solche Projekte genau richtig, da es so viele Brachflächen gebe, sagt Ingrid Reinecke, die Sprecherin der Stiftung Interkultur. Die in Berlin bestehenden Gärten sind unterschiedlich. In Mitte bewirtschaften Familien und Schulklassen einen „Interkulturellen Garten der Generationen“, in Moabit soll ein Heilgarten traumatisierten Flüchtlingen helfen.

Auch die Finanzierung der Projekte falle stets unterschiedlich aus, Förderung komme oft von den Kommunen, sagt Reinecke, die Sprecherin der Stiftung Interkultur. In Lichtenberg hat der Bezirk den Abriss der Gebäude, die vorher auf dem Gelände standen, sowie Wasser- und Elektroanschluss bezahlt. Die Verantwortung, die Gärten instand zu halten, soll aber ganz bei den Nutzern liegen. Ab September wird die Fläche unter Interessenten aufgeteilt. Marlene Wolf