LESERINNENBRIEFE
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Stinkende Kriegswunden

■ betr.: „Mali, das Musterland“, taz vom 29. 1. 14, „Wir ziehen in den Krieg“, taz vom 8. 2. 14

Charlotte Wiedemann und Bettina Gaus legen mit ihren Artikeln ihren journalistischen Zeigefinger in die stinkenden Kriegswunden, in die malischen und in die deutschen. Erich Kästners „Da samma wieda!“ kriecht erneut aus meinem Bücherregal. „Wir ziehen in den Krieg“, und das gleich mehrmals. Der Bundespräsident marschiert verbal an der Spitze. Frau von der Leyen springt enthusiastisch in die Fallen der Kriegslist. Der deutschen Außenpolitik mangelt es an friedensstiftender Kreativität. In unseren Schulen treten die Werbesoldaten uneingeschränkt auf, um soldatischen Nachschub frühzeitig zu rekrutieren. Ein erzieherischer Missbrauch, bei dem das „Überwältigungsverbot“ in der Regel genauso missachtet wird wie das „Kontroversitätsgebot“. In der DDR nannte man das „Wehrkundeunterricht“. Viele Menschen fragen sich angesichts solcher Aufrüstung tatsächlich, welche Ziele die Regierung damit verfolgt, wie die weltweiten Militäreinsätze begründet werden. Aus Volker Rühes Zeit als Verteidigungsminister (1992 und 1998) gibt es dazu eine klare Ansage: „Aufgabe der deutschen Bundeswehr ist die Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu den Märkten und Rohstoffen in aller Welt.“ (Aus den deutschen Verteidigungspolitischen Richtlinien, 26. 11. 1992) Wer im Internet unter „Begründung von Auslandseinsätzen“ sucht, wird neben dem genannten Zitat einen Sumpf von politischen Äußerungen finden.

Ich fordere eine deutsche Friedenspolitik: Verschafft den marodierenden Soldaten in den Konfliktregionen Möglichkeiten, aus ihrem unmenschlichen, brutalen Gewerbe auszusteigen. Verhelft ihnen zu anständig bezahlter Arbeit, damit sie, ihre Familien und das gesamte Land aus den Zerstörungen aufstehen und gedeihen können. Wenn ihr für eure Wirtschaft Rohstoffe braucht, fragt nach fairen Handelsbedingungen. Das wäre verantwortungsbewusstes Handeln. Dann könnte es heißen, die Deutschen haben aus ihren entsetzlichen Kriegen gelernt. Politisches Reisen, gegenseitiger Bildungs- und Kulturaustausch würden die friedlichen Kontakte stabilisieren. Neue und alte Wunden können heilen. BEATE STEMMLER, Berlin

Haben Politiker Schamgefühl?

■ betr.: „Was Parlamentarier uns wert sind“, taz vom 12. 2. 14

Noch gut habe ich in Erinnerung, welches Eierlegen unsere Volksvertreter über Monate veranstaltet hatten, als es darum ging, ob die Hartz-IV-Leistung um 5 oder 10 Euro zu erhöhen wären. Da freut schon sehr, wie reibungslos und schnell es ging, die Diäten zweimal um mehr zu erhöhen, als sie den Hartz-IV-Berechtigten insgesamt an Direktleistung zugestehen.

Haben Politiker denn ein Schamgefühl? ALFRED MAYER, München

Einseitige Interessenpolitik

■ betr.: „Welthandel. Angriff auf die Parlamente“, taz vom 11. 2. 14

Vielen Dank für die exzellente Darstellung der Auswirkungen, die das geplante „Transatlantische Handelsabkommen und Investitionsabkommen“ für die europäischen BürgerInnen hätte. Die dadurch aufgezeigte einseitige Interessenpolitik dürfte ganz im Sinne unserer Bundeskanzlerin sein, um eine „marktkonforme Demokratie“ durchzusetzen. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Eine generelle Anklage

■ betr.: „Es gibt kein faires Fleisch“, taz vom 8. 2. 14

Ich will an dieser Stelle nicht auf die ganze Argumentation eingehen, allerdings sollte erwähnt werden, dass auch eine hochspezialisierte Pflanzenkultur diverse Tierarten in ihren Lebensräumen bedrohen, das viel gebrachte Bienensterben sei hier genannt. Ebenso sei erwähnt, dass gerade die bei Veganern beliebten Ersatzprodukte für Milchprodukte hoch technisch hergestellte Industrieprodukte sind, sprich mit hohem apparativen Aufwand produziert werden müssen. Gerade Milchprodukte könnten auf einem wesentlich kleineren und einfacheren Maßstab hergestellt werden. Dass die Hinwendung zu regionaler Herstellung und die Abkehr von industriell hergestellten Produkten ökologisch eine der derzeit sinnvollsten Alternativen darstellen, scheint Hilal Sezgin vergessen zu haben. Überhaupt liest sich der Artikel eher als eine generelle Anklage an alles, was kein Veganismus ist, er liefert weder realisierbare Alternativen noch zeigt er einen vernünftigen Zwischenschritt für einen möglichen langsamen Prozess hin zu bewussteren Umgang mit tierischen Produkten. Letztlich argumentiert sie genauso absolut wie ein Schlachthofbesitzer, der behauptet, dass zunehmender Vegetarismus Arbeitsplätze kosten wird. Beides ist so unausgewogen wie falsch.

BERNHARD HERMANNSEDER, Aldersbach

Freunde kann man sich aussuchen

■ betr.: „Asyl für Snowden – so what?“, taz vom 13. 2. 14

Ich kann Herrn Litschko nur zustimmen. Obwohl ich bei der Beziehung zu den USA nicht mehr so gerne von Partnerschaft sprechen möchte. Partner begegnen sich auf Augenhöhe, und das ist ja wohl nicht mehr der Fall.

In der DDR kursierte ein Spruch von vielen: Warum sind die Sowjets unsere Brüder und nicht unsere Freunde? Weil man sich seine Freunde aussuchen kann. Unsere Regierung täte gut daran, ihre Familienangelegenheiten in Ordnung zu bringen und hilfreiche „Nachbarn“ hereinzubitten. SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen