: Evangelisch, fränkisch, loyal
QUOTENFRANKE Der neue Landwirtschaftsminister Christian Schmidt erfüllt alle Voraussetzungen für den neuen Posten
AUS MÜNCHEN UND BERLIN TOBIAS SCHULZE UND ULIRKE WINKELMANN
Schon einmal wollte Christian Schmidt die Nachfolge von Hans-Peter Friedrich übernehmen. Im März 2011 war Friedrich als neuer Innenminister ins Kabinett aufgerückt, die CSU-Fraktion im Bundestag musste seine Stelle als Landesgruppenchef neu besetzen. Schmidt rechnete sich Chancen aus, immerhin hatte er als Staatssekretär sechs Jahre lang loyal geackert. Die Mehrheit seiner Fraktionskollegen konnte er aber nicht von sich überzeugen: In der CSU empfanden ihn manche als zu blass. Also blieb er im Verteidigungsministerium. Dass er seinen Parteifreund nun doch beerben darf, verdankt der 56-Jährige der Edathy-Affäre – und der CSU-internen Frankenquote. Friedrichs Rücktritt aus dem Kabinett ermöglichte Schmidt einen unerwarteten Karrieresprung.
In seinem neuen Amt bekommt er es gleich mit einem heiklen Thema zu tun: Dem möglichen Anbau des Genmais 1507 in Deutschland. Die EU-Agrarminister hatten sich vergangene Woche nicht auf ein europaweites Zulassungsverbot einigen können – auch weil sich die Bundesregierung enthielt. Friedrich wollte den Anbau zumindest in Deutschland verbieten lassen, hätte dafür aber die Gefahren wissenschaftlich belegen müssen. „Schmidt hat jetzt die Chance, sich zu profilieren und entsprechende Studien einzuholen“, sagt Uwe Kekeritz, Abgeordneter der Grünen, der wie Christian Schmidt aus dem Wahlkreis Fürth stammt. Die Region ist landwirtschaftlich geprägt. Während der Agrarmesse „Grüne Woche“ im Januar in Berlin schaute Schmidt pflichtbewusst bei fränkischen Winzern zur Weinprobe vorbei.
Abgesehen davon gibt es in der CSU vermutlich kaum Politiker, die noch weniger Bezug zur Landwirtschaft haben als Christian Schmidt. Seit 15 Jahren macht der gelernte Jurist Sicherheits- und Außenpolitik. Acht Jahre lang, von 2005 bis 2013, war er Staatssekretär im Verteidigungsministerium und überlebte dort drei verschiedene Verteidigungsminister, bis er nach der jüngsten Wahl als Staatssekretär ins Entwicklungsministerium wechselte.
Egal. CSU-Chef Horst Seehofer brauchte aus Proporzgründen einen evangelischen Franken für das Agrarministerium – und zwar einen, der ihm dort garantiert keine Scherereien bereitet. Der Unglücksvogel Hans-Peter Friedrich war ohnehin nie ein Freund Seehofers. Als Risikoträger galt er offensichtlich zu Recht. Von Schmidt dagegen ist keine einzige Silbe der Unbotmäßigkeit gegen den Chef bekannt. Ein „vollkommen loyaler, verschwiegener Zuarbeiter“ ist die Einschätzung, die in Verteidigungskreisen geteilt wird: Ein furchtbar schlechter Redner, der bei Pflichtterminen vom Blatt ablas und sich anschließend mit netten Floskeln jeder Diskussion entwand. Die besten Voraussetzungen also für den neuen Job.