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Archiv-Artikel

Langer Weg zu humanerer Drogenpolitik

Zehn Jahre dauerte es, bis das Modellprojekt einer heroingestützten Behandlung von Schwerstabhängigen endlich beginnen konnte. Ende dieses Jahres läuft es aus. Was dann kommt, ist bislang ungewiss

Von PAB

März 1992: Antrag Hamburgs im Bundesrat zur Änderung des Betäubungsmittelrechts (BtMG), mit der Modellversuche zur Erprobung der kontrollierten Heroinverschreibung ermöglicht werden sollen.

1993 bis 1998: Keine parlamentarische Mehrheit im Bundestag für die Gesetzesinitiative des Bundesrates.

Juni 1993 & November 1994: Beschlüsse des Bundesrates, das BtMG so zu ändern, dass Bundesländer Modellversuche zur heroingestützten Behandlung durchführen können.

Oktober 1998: Im Koalitionsvertrag der rot-grünen Bundesregierung wird ein Modellversuch zur ärztlich kontrollierten Originalstoffvergabe mit wissenschaftlicher Begleitung vereinbart.

1999: Gründung einer Trägergemeinschaft zur Vorbereitung und Durchführung eines Modellversuchs zur heroingestützten Behandlung. Sie besteht aus dem Bundesgesundheitsministerium, den Städten Essen, Köln, Frankfurt am Main, Hannover, Karlsruhe und München sowie den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Hessen und Niedersachsen. Die Stadt Essen steigt später aus der Trägergemeinschaft aus, dafür kommt Bonn hinzu.

Oktober 1999: Die Trägergemeinschaft beschließt im Rahmen einer klinische Arzneimittelprüfung auf der Grundlage des § 3 (2) BtMG einen Modellversuch zur heroingestützten Behandlung durchzuführen.

Februar 2002: Schwerstabhängige HeroinkonsumentInnen, die an dem Modellprojekt teilnehmen möchten, werden ab jetzt in Bonn einer Eingangsuntersuchung beim Prüfarzt unterzogen, wenn ein erstes Screening positiv ausgefallen ist. Er überprüft, ob die Patientin oder der Patient alle Zugangsbedingungen erfüllt und entscheidet auf dieser Grundlage über die Teilnahme.

27. Februar 2002: Die erste Heroinambulanz wird in Bonn eingeweiht.

4. März 2002: In der Bonner Heroinambulanz beginnt die Behandlung der ersten Patienten.

August 2002: In Köln, Hannover und Hamburg beginnt die Behandlungsphase.

Dezember 2003: In allen teilnehmenden Städten ist die Rekrutierungsphase der PatientInnen beendet. In Bonn, Köln, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Karlsruhe und München beteiligen sich insgesamt 1.032 Heroinabhängige an der Studie. Davon sind rund 20 Prozent Frauen. Die individuelle Studiendauer beträgt 24 Monate, aufgeteilt in zwei Studienphasen von jeweils 12 Monaten Dauer.

Dezember 2004: Ende der ersten Studienphase.

■ Bis Mitte 2005 erfolgt die wissenschaftliche Auswertung der ersten Studienphase. Die Ergebnisse sind Grundlage für den geplanten Antrag auf Zulassung von intravenös verabreichten Heroin zur Behandlung von Opiatabhängigen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Die Einreichung des Zulassungsantrages wird für den Herbst 2005 vorbereitet.

August 2005: Die Auswertung der ersten Studienphase ist abgeschlossen.

März 2006: Der erste Forschungsbericht des Zentrums für interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) mit detaillierten Ergebnissen zur heroingestützten Behandlung wird der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ergebnisse zeigen, dass sich im Vergleich zu der herkömmlichen Methadontherapie mit der heroingestützten Behandlung signifikant bessere Resultate hatten erzielen lassen.

Sommer 2006: Die schwarz-rote Koalition in Berlin kann sich immer noch nicht über die generelle Zulassung einer heroingestützten Behandlung einigen. Das Modellprojekt, das eigentlich im Juni 2006 auslaufen sollte, wird deshalb bis Ende des Jahres verlängert. Was danach aus den PatientInnen werden soll, ist ungewiss. PAB