: Raus aufs Land
COUNTRY OHNE HUT Mit Altern hat das nichts zu tun: „Cow“ spielen Country und Folk ohne Albernheit
„Und leise hört man Johnny Cash in ihren Mittagspausen / Denn mit dem Alter fängt man an, sich für Countrymusik zu interessieren“, besingen die Schweizer „Aeronauten“ im Song „Countrymusik“ den Alltag alternder Punkrocker in PR-Agenturen. Und treffen damit einen nicht unwesentlichen Aspekt des Verhältnisses von Popkultur und ihren Konsumenten wie immer ziemlich genau.
Ganz so war es im Falle Peta Devlins, einst Bassistin der Hamburger-Schule-Kombo „Die Braut haut ins Auge“ und bis vor kurzem Bassistin der Post-„Dackelblut“-Punk-Kombo „Oma Hans“, aber nicht. Auch Devlin hat sich zwar mit 18 Jahren selbstverständlich noch ausschließlich für Musik interessiert, die verlässlich nach vorn stürmt. Aber die Zuneigung zur Hillbilly-Musik „dämmert da schon etwas länger“, wie sie im Interview zugibt. „Countryesk“ war da auch schon das eine oder andere „Die Braut haut ins Auge“-Stück. Und mit „Die Sterne“- und „Goldene Zitronen“-Bassist Thomas Wenzel macht sie „sowas schon seit Jahren“.
Weder Schlager-Kitsch mit Hut noch bemüht-ironische Verballhornung eines ungeliebten Genres erwartet einen denn auch im Falle ihrer Band „Cow“, mit der sie, gemeinsam mit Wenzel, Ecki Heins und Thomas Buttenweg, derzeit durch die Lande zieht. Sondern echte Landerfahrung. Aufgenommen wurde die erste Cow-Platte „Feeding Time“ nämlich auf einem Anwesen mitten in Dithmarschen – zwischen lauter Truthähnen, Schafen und Enten. Die entpuppen sich übrigens als penetrante Mitmusiker, die Mikrophone waren aber auch nicht zufällig draußen aufgestellt. Albern ist das Ergebnis des gemeinsamen Landausflugs aber ganz und gar nicht geworden. Sondern eine Platte mit 13 Songs voller Herz und nonchalanter Ernsthaftigkeit – auch wenn der englische Text nicht immer das richtige englische Wort trifft.
Aber das tut der Lagerfeuerromantik heute Abend auf Kampnagel ganz sicher keinen Abbruch. MATT
■ Do, 26. 8., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20