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Archiv-Artikel

Nur Gaskraftwerke können Wind und Sonne ergänzen

ENERGIE Neue Studien bestätigen, dass Atomkraft und Erneuerbare nicht zusammenpassen

„Nur Gas verdient den Namen Brücke zu den Erneuerbaren“

Andree Böhling, Greenpeace

BERLIN taz | Erdgas ist der einzige konventionelle Energieträger, der als Brücke ins Zeitalter der erneuerbaren Energien noch gebraucht wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Wuppertal Institut im Auftrag von Greenpeace erstellt hat. Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke und neue Kohlekraftwerke gefährden den Ausbau der Erneuerbaren hingegen.

Denn die Stromerzeugung aus Wind und Sonne schwankt bisher stark. Erneuerbare Energien können schon jetzt manchmal den kompletten Strombedarf decken; mit dem weiteren Ausbau wird das immer häufiger der Fall sein. Atom- und Kohlekraftwerke können jedoch nicht schnell genug herunter- und hochgefahren werden, um auf das schwankende Angebot zu reagieren.

Aufgrund von Sicherheitsvorschriften könne der Greenpeace-Studie zufolge ein Atomkraftwerk erst wieder nach rund 50 Stunden die volle Leistung erreichen. Deshalb würden AKWs immer unwirtschaftlicher, erklärt Olav Hohmeyer, Mitglied im Weltklimarat der UNO. „Eine Bundesregierung, die Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke beschließt, müsste auch gesetzlich regeln, dass Atomstrom Vorrang im Netz hat – vor erneuerbaren Energien“, sagt er.

Gaskraftwerke passen hingegen perfekt zu erneuerbaren Energien, da sie in nur wenigen Minuten an- oder abgeschaltet werden können, so Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace. Dabei können sie auch gleich die unflexiblen Kohlekraftwerke ersetzen. „Unter den Energieträgern verdient deshalb nur Gas den Namen Brücke zu den Erneuerbaren“, sagt Böhling.

Auf Gas setzt auch der Ökostrom-Anbieter Lichtblick mit seinen „Zuhause-Kraftwerken“. Diese kleinen Blockheizkraftwerke sollen in Einfamilienhäusern gleichzeitig Wärme und Elektrizität produzieren (taz berichtete). Bis zum Ende dieses Jahres sollen 300 Kunden das System im Haus haben, 2011 weitere 3.000. Eine Verlängerung der Atomkraftwerks-Laufzeiten würde die Chancen schmälern, mit solchen Innovationen einen gewissen Marktanteil zu erobern, sagte Lichtblick-Vorstand Gero Lücking am Mittwoch. „Das würde zeigen, dass Wettbewerb auf dem Strommarkt nicht erwünscht ist.“ JÖRG ZEIPELT