: Kein Norden im Bild
FILMFÖRDERUNG Auf der Berlinale wurden einige in Norddeutschland geförderte und gedrehte Filme vorgestellt. Wiederzuentdecken gab es aber nichts
Für die Bürger Goslars war die Berlinale eine herbe Enttäuschung. Im letzten Jahr hatte George Clooney in Goslar Aufnahmen mit mehreren Hundert Komparsen für seinen Film „The Monuments Men“ veranstaltet, der heute in die Kinos kommt. Bei der Premiere auf der Berlinale zeigte sich, dass die in Goslar gedrehten Szenen herausgeschnitten wurden. Übrig geblieben sind nur ein paar der im Harz gedrehten Aufnahmen.
Dafür liefen andere, in der Region geförderte und zum Teil auch gedrehte Filme auf der Berlinale. Die brasilianisch-deutsche Koproduktion „Praia do Futuro“ wurde auch am Strand von St. Peter-Ording gedreht und erzählt leider ziemlich uninspiriert von einem brasilianischen Rettungsschwimmer, der sich in einen Deutschen verliebt und ihm nachreist.
„Zwischen Welten“ von Feo Aladag, in dem von der Freundschaft zwischen einem Bundeswehrsoldaten und seinem afghanischen Übersetzer erzählt wird, wurde von der Filmförderanstalt von Niedersachsen und Bremen Nordmedia mitfinanziert, obwohl er zum größten Teil in Afghanistan gedreht wurde. Lediglich einige Studioaufnahmen wurden in Hannover produziert.
So ein regionaler Bezug ist für eine Förderung durch die jeweilige Filmförderanstalt notwendig. Bei der Dokumentation „Der Anständige“ der israelischen Filmemacherin Vanessa Lapa scheint gereicht zu haben, dass Hermann Poelking-Eiken, der für die Archivarbeit verantwortlich war, einen Wohnsitz in Bremen hat.
Es ist gut, dass die Nordmedia diese internationale Koproduktion mitfinanziert hat, denn der Film gehörte zu den Entdeckungen des Festivals. Der Film erzählt die Biografie des SS-Führers Heinrich Himmler anhand von dessen Briefen, Dokumenten und Notizen. Auf der Tonebene hört man die von Schauspielern gesprochenen Worte von Himmler und zu sehen sind dazu nur historische Aufnahmen.
So ist der einzige von den norddeutschen Förderanstalten mitfinanzierte Film, der tatsächlich in Niedersachsen gedreht wurde, der holländische Jugendfilm „Supernova“. Die Regisseurin Tamar van den Dop wollte ihn in Niedersachsen drehen, weil sie in den Niederlanden kein Haus fand, das direkt an einer scharfen Straßenkurve steht und regelmäßig von Autos gerammt wird. Auch in Niedersachsen hatten die Locationscouts keinen Erfolg: Hier gab es zwar einige geeignete Häuser, aber die Bewohner wollten sie nicht für die Dreharbeiten räumen.
Schließlich wurde von den Kulissenmachern ein Filmhaus gebaut. Dafür hätte die Regisseurin auch im eigenen Land bleiben können. Immerhin ist „Supernova“ eine skurrile Komödie geworden, die auch für Erwachsene unterhaltsam ist. WILFRIED HIPPEN