Hertha bleibt ganz unentschieden

Im ersten Spiel der neuen Bundesligasaison kommen die Berliner gegen Wolfsburg nicht über ein 0:0 hinaus – trotz mehrerer guter Torchancen. Insgesamt zeigt Hertha eine disziplinierte und engagierte Vorstellung, die Abwehr wirkt stabil

Von Peter Unfried

Geht die WM-Party tatsächlich im Alltag der Bundesliga weiter, wie die Fußball-Marketingabteilungen vielerorten behaupten? Wer gestern Abend das 0:0 zwischen dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC gesehen hat, den beschleichen Zweifel. Andererseits war dieses Auftaktspiel der Saison 2006/07 von vorneherein nicht im Verdacht, in eine Fußballgala auszuarten. Immerhin: Es war vor allem im zweiten Abschnitt recht lebhaft.

Der VfL Wolfsburg (4-4-2) war im Gegensatz zu Hertha BSC von Anfang an nicht nur um Kontrolle, sondern auch um Spieldominanz bemüht. Klar: Der VfL hat jetzt zwei Auswärtsspiele hintereinander – und musste auf Sieg spielen, um einigermaßen ruhige erste Wochen zu haben. Allerdings fehlten in der ersten Halbzeit die Mittel, um zu dominieren. So richtig kontrollierte aber keiner den anderen, sodass es zu einigen Strafraumszenen kam.

Im neuformierten Mittelfeld des VfL konnte sich Neuzugang Jacek Krzynowek auf der linken Außenbahn nicht entscheidend gegen Cairo durchsetzen. Cedrick Makiadi durfte rechts für den verletzten Mensequez ran. Nicht weil er im letzten Spiel der Vorsaison mit einem Tor und einem Assist gegen Kaiserslautern den Abstieg verhindert hatte, sondern wegen einer starken Vorbereitung. Heraus kam wenig. Und auch zentral schienen Jonathan Santana, Neuzugang von River Plate, tatsächlich die angekündigten Akklimatisationsprobleme zu plagen. Dennoch erspielte sich das Team ein paar Chancen: Mittelstürmer Klimowicz vergab die beste (30.), zwei Freistoßkracher von Nationalspieler Hanke konnte Hertha-Torhüter Jens Fiedler zur Ecke abwehren.

Bei Hertha BSC hat das Zeitalter nach Marcelinho begonnen. Dass es ein „Leben ohne Marcelinho“ gibt, hat Trainer Falko Götz versprochen. Die Frage ist nur: Was ist das für ein Leben? Wirkt der Abschied vom langjährigen Star „befreiend“, wie man hofft, oder wird man sich schwer tun, die vielen Tore und Assists des Brasilianers anderweitig zu organisieren? In Wolfsburg war Hertha (4-4-2) diszipliniert und engagiert, aber das sollte selbstverständlich sein. Die Defensive wirkte auch ohne Simunic relativ stabil. Kapitän Arne Friedrich verteidigte für den gesperrten Serben zentral neben van Burik.

Darüber hinaus? Die Stürmer Pantelic und zunächst Lakic (nicht wie erwartet Neuzugang Gimenez) waren bei VfL-Kapitän Hofland und Ex-Herthaner Alexander Madlung relativ gut versorgt. Was auch daran lag, dass Yildiray Bastürk mit der Übernahme der alleinigen Verantwortung in der Hertha-Zentrale so beschäftigt schien, dass für Spielentwicklung oder Einzelaktionen wenig Energie blieb. Dennoch hatte Hertha einige Gelegenheiten, etwa durch Gilberto (18.) und gegen Spielende mit zwei Kopfbällen von Gimenez (79.).

Das Spiel nahm überhaupt gegen Ende deutlich Fahrt auf. Die Einwechslung von Jungtalent Patrick Ebert machte das Hertha noch lebhafter – allerdings ohne richtig gut zu sein. Am Ende jubelten beide Fanblöcke. Fazit: Die Stimmung war besser als das Spiel.