Stimmungsmacher

Zum Start der Bundesliga legt der neue Liverechteinhaber Arena TV eine technisch saubere Premiere hin. Doch das Drumherum wirkt arg inszeniert

AUS BERLIN JOHANNES KOPP

„Wenn Sie jetzt wie ich dieses Grundrauschen hören, dann ignorieren Sie es einfach“, rät Oliver Welke dem Publikum am Samstag. Gut, flapsig über eine vermeintliche technische Panne hinwegzumoderieren ist zulässig. Zumal bei Premieren: Erstmals überträgt der neue Life-Rechteinhaber Arena an diesem Wochenende die Fußballbundesliga in der Konferenzschaltung. Doch „das Grundrauschen“ stellt sich als natürlicher Störfaktor heraus: Es ist bloß der Regen, der vor dem Stadion von Schalke 04 aufs Studiozelt prasselt – und Chefmoderator Welke sichtbar erleichtert.

Das Nomadentum mit Hightech-Zelt gehört zum Konzept: Möglichst große Nähe zum Spielgeschehen soll sich einstellen. Aus diesem Grund hat man sich für ein mobiles Studio entschieden. Denn so, sagt Arena-Mann Rolf Dittrich, will der Bezahlsender, der sich für über 700 Millionen Euro bis 2009 die Übertragungsrechte aller Bundesligaspiele im Pay-TV sichern konnte, die Emotionalität der Spiele für den Zuschauer erlebbar machen. – Angesichts der immensen Euphoriewelle, die während der Fußball-WM durch Deutschland schwappte, überrascht so ein Ansatz kaum. Doch bei der Premiere am Samstag wirkt alles ein wenig arg bemüht:

Moderator Welke (ehemals Sat.1- „ran“) versucht mit Studiogast Christoph Metzelder (immer noch Borussia Dortmund) eine Stunde vor Anpfiff der Begegnungen die WM wieder lebendig werden zu lassen. Doch der Nationalspieler sieht sich gleich zwei Mal zur Aussage genötigt, die WM-Begeisterung lasse sich „nicht eins zu eins auf die Bundesliga übertragen“. Bei der anschließenden Live-Konferenz aus den sechs Stadien scheinen die Kommentatoren den Befehl zu haben, auch ein längst nicht mehr spielentscheidendes 3:0 mit möglichst viel und lautem Torgeschrei zu zelebrieren.

Bei so viel verordneter Emotionalität bleibt zuweilen Interessantes auf der Strecke: In manchen Stadien beispielsweise, welche Spieler vom Platz geholt und welche dafür eingewechselt wurden. Und der vom Radio zum Fernsehen gewechselte Reporter Günther Koch redet während der Zeitlupe über alles Mögliche – nur nicht über die für die TV-ZuschauerInnen verlangsamt wiederholte Spielszene.

Doch im Großen und Ganzen unterscheidet sich die Präsentation der Liga-Konferenz nicht allzu sehr vom Stil, den der bisherige Livefußball-Überträger Premiere in den vergangenen Jahren geprägt hat. Auch die anderen Besucher der Sportkneipe vermögen kaum Unterschiede festzustellen. Kein Wunder: Schließlich sind im Team von Arena TV diverse Kommentatoren mit „Premiere“-Erfahrung.

Als einzige wirkliche Neuerung kam bei der Konferenzschaltung erstmals die so genannte „Splitscreen-Technik“ zum Einsatz. Wenn in einem der Stadien ein Tor fällt, verkleinert sich die laufende Partie auf ein Drittel, während im zweiten, großen neuen Bildschirm-Fenster das Spiel mit dem Treffer zu sehen ist. Leider haben auch Innovationen ihre Tücken: Wer nicht auf eine Großbildleinwand guckt, sondern dem Spiel am heimischen Durschnitts-Fernseher folgt, kann im kleinen Fenster kaum etwas erkennen.

Doch es gibt ja noch das Rahmenprogramm. Und das ist bei Arena wirklich anders als bei Premiere: Im steten Bemühen um Emotionalität dürfen etwa 150 Menschen die Sendung live im kuppelartigen Studiozelt verfolgen. Fans mit Schals und Trikots aller Mannschaften, die am Samstag gegeneinander antreten, sind vertreten. – Fans aus der ganzen Bundesliga auf Schalke? Das wirkt derart inszeniert, dass man den Eindruck nicht loswurde, Arena hätte seine Zuschauer selbst eingekleidet und fürs gelegentliche Johlen trainiert.

Bleibt als Fazit: Größere technische Pannen kann Arena beim ersten Auftritt, der zu Werbezwecken auch gebührenfrei bei Sat.1 (siehe Kasten) zu sehen ist, vermeiden. Doch mit der Emotionen wird‘s nix – trotz all der organisierten Stimmungsmache.