Dickeres Polster

BILANZ Ausländische Großbanken müssen in den USA künftig mehr Eigenkapital vorhalten

BERLIN taz | Die USA haben am Dienstag ihre Regeln für ausländische Großbanken verschärft: Die Institute müssen künftig mehr Eigenkapital vorhalten. Das trifft etwa 15 bis 20 Banken, darunter auch die Deutsche Bank. Sie muss bis 2018 mehrere Milliarden Dollar bereitstellen, um das Eigenkapital ihrer New Yorker Tochter aufzustocken.

Zum harten Eigenkapital gehören Aktien und einbehaltene Gewinne. Es ist der Verlustpuffer einer Bank. In der Finanzkrise waren viele Banken in die Pleite geschlittert und mussten vom Staat gerettet werden, weil sie nur ein minimales Eigenkapital besaßen.

Die neue Regel trifft ausländische Banken, die über ein Bilanzvermögen von mehr als 50 Milliarden Dollar in den USA verfügen. Sie müssen eine eigene Holding gründen, für die dann die verschärften Eigenkapitalvorschriften gelten. Bisher hatte es gereicht, wenn die Konzernmutter in Europa oder Asien über Eigenkapital verfügte. Das hatte bizarre Konsequenzen: „Die amerikanischen Aktivitäten der Deutschen Bank hatten sogar ein negatives Eigenkapital“, schrieb die New York Times fassungslos.

Trotz der neuen Regel sind ausländische Banken leicht besser gestellt als US-Institute: Sie werden nur etwa 4 Prozent ihrer Bilanzsumme als Eigenkapital vorhalten müssen. Bei den amerikanischen Investmentbanken sind es etwa 5 Prozent.

Zunächst erscheinen die amerikanischen Bestimmungen als besonders streng, denn die internationale Eigenkapitalrichtlinie – auch Basel III genannt – schreibt ab 2018 nur eine Eigenkapitalquote von 3 Prozent vor.

Doch dahinter verbirgt sich eine Art optischer Täuschung. Bei der Eigenkapitalquote ist entscheidend, wie man die Bilanzsumme definiert, auf die sich das Eigenkapital dann bezieht. Bei der Berechnung der Bilanzsumme weichen USA und EU jedoch stark voneinander ab.

In den USA ist es erlaubt, Derivate gegeneinander zu verrechnen und aus der Bilanz zu entfernen. In Europa muss das Derivatebuch in vollem Umfang berücksichtigt werden. Die Folge: Nach US-Standard weist die Deutsche Bank nur eine Bilanzsumme von 1,2 Billionen Euro auf – nach europäischen Regeln sind es etwa 2 Billionen Euro. Basel III wiederum sieht eine eigene Kompromissregel vor, nach der die Deutsche Bank eine Bilanzsumme von etwa 1,65 Billionen Euro hätte.

In Wahrheit verlangt die EU also ein ähnliches Eigenkapital wie die USA, obwohl es niedriger aussieht. UH