: „Schnacken oder Proten“
PLATT Am „Tag der Muttersprache“ gibt’s im Café Radieschen ausschließlich plattdeutschen Service
■ 34, ist Schaupielerin und Kulturmanagerin und in der friesischen Gemeinde Zetel mit Plattdeutsch aufgewachsen.
taz: Frau Claßen, was ist die Besonderheit am Bremer Platt?
Janine Claßen: Das weiß ich selber noch nicht. Ich spreche den Dialekt aus meiner friesländischen Heimat. Vera Ihler, die zweite „plattdeutsche Kellnerin“, spricht den aus ihrer ostfriesischen Heimat – und an welchen Stellen sich das vom Bremer Dialekt der plattdeutschen Sprache unterscheidet, werden wir morgen sehen. Ich rechne mit einem Dialektgewusel und mit lebhaften Diskussion zum Beispiel darüber, ob es nun Schnacken oder Proten heißt ...
Wie lebendig ist Plattdeutsch außerhalb ländlicher Gegenden?
Nun, natürlich ist es hier nicht ganz so lebendig wie im norddeutschen Umland. In meiner Heimatstadt wechselt man im ganz normalen Gespräch immer wieder ins Plattdeutsche, das gehört einfach dazu. Insgesamt wächst das Interesse an der Sprache aber deutlich, dafür sind nicht zuletzt Bands wie De Fofftig Penns verantwortlich, die auch jungen Menschen nahebringen: Platt ist cool. Und auch so ein plattdeutscher Tag wie der im Café Radieschen soll den Menschen den Spaß an der Sprache vermitteln.
Worin liegt denn der Spaß?
Der Klang des Plattdeutschen macht gute Laune, man kann auf Plattdeutsch Emotionen besser ausdrücken. Die Sprache ist ein Türöffner, sie bricht das Eis zwischen den Menschen. Die Café-Gäste sollen das erfahren: Sie werden von uns heute ja den ganzen Tag ausschließlich auf plattdeutsch angesprochen, auch diejenigen, die die Sprache nicht aktiv beherrschen. Es gibt wunderschöne Wörter, die das Hochdeutsche nicht anzubieten hat. Für die kann man morgen übrigens auch eine Patenschaft übernehmen.
Wie funktioniert das?
Wir verkaufen Wörter für einen Euro pro Stück, und der Käufer verpflichtet sich, sein Wort fortan zu hegen und zu pflegen. Wenn jemand also das Wort „Plüschmors“ gekauft hat, sollte er in Zukunft nicht mehr Hummel sagen, sondern eben Plüschmors. Oder Plietschphone statt Smartphone. INTERVIEW: SCHN
12–19 Uhr, Café Radieschen, Buntentorsteinweg 65