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Archiv-Artikel

Heimat für das Kiez-Museum

NOSTALGIE Die Bürgerschaft hat 190.000 Euro für das Sankt-Pauli-Museum bewilligt. Damit kann die Stadtteilausstellung dauerhaft gezeigt werden

Filme, Installationen oder ein Varieté-Nachbau sollen die Vergangenheit lebendig werden lassen

Das Sankt-Pauli-Museum findet im Eckhaus Davidstraße/ Friedrichstraße erstmals in seiner Geschichte eine feste Bleibe. Am Donnerstag hat die Bürgerschaft auf Antrag der GAL mit den Stimmen aller Fraktionen beschlossen, das Kiez-Museum mit 190.000 Euro aus dem Investitionsfonds Hamburg 2010 zu unterstützen. Damit ist die Finanzierung des seit Jahren darbenden und zuletzt heimatlosen Stadtteilmuseums gesichert. Anfang Oktober soll es wiedereröffnet werden.

„Es ist mehr als überfällig, dass dieses Museum endlich eine echte Zukunftsperspektive erhält“, sagt Andy Grote, Stadtentwicklungsexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion. „Mit dem neuen festen Standort findet die von Günter Zint begründete, einzigartige Sammlung nach jahrzehntelanger Odyssee endlich eine angemessene Bleibe.“ Grote sieht jetzt den neuen Kultursenator Reinhard Stuth in der Pflicht. Die Behörde hat sich noch nicht bereitgefunden, ihre Förderung wieder aufzunehmen.

„Wir sind stolz, dass wir mit unserem privaten ehrenamtlichen Engagement für eine so wichtige Stadtteilinstitution entscheidende Hilfe beisteuern konnten“, sagt Marcus Bohn, Präsident des Round Table St. Pauli, einer Initiative, die sich für die Erhaltung des Museums einsetzt. In den vergangenen zwei Jahren konnte eine Reihe von Sponsoren gewonnen werden.

Auf 170 Quadratmetern wird künftig ein Teil der mit mehr als drei Millionen Fotos, Exponaten und Zeitdokumenten größten zusammenhängenden Sammlung über Hamburgs berühmten Stadtteil Platz finden. Bis dem Trägerverein im Oktober 2009 das Geld ausging und die Kulturbehörde ihre Unterstützung einstellte, konnte lediglich ein Bruchteil der Sammlung auf 37 Quadratmetern in der Hein-Hoyer-Straße gezeigt werden.

„Im neuen Museum wird es sechs Räume geben, die die Geschichte St. Paulis chronologisch vom Mittelalter bis heute erzählen“, sagt Kulturmanagerin Julia Staron, die das Ausstellungskonzept entwickelt hat. Filme, Installationen oder beispielsweise ein Nachbau des Varietés Alcazar sollen die Vergangenheit lebendig werden lassen. Drei Vollzeitstellen seien geplant. Zusätzlich sollen 400-Euro-Kräfte eingestellt werden. Außerdem werden sich Ein-Euro-Jobber beispielsweise um die Katalogisierung des Stadtteilarchivs kümmern, das im ersten Stock untergebracht und kostenlos zugänglich sein wird.

„Die Ausstellung soll die finanzielle Grundlage erwirtschaften, um die ideelle Arbeit am Stadtteilarchiv weiterführen zu können“, sagt Staron. Und das kann gelingen, wenn pro Jahr rund 70.000 Besucher ins Sankt-Pauli-Museum kommen.ILKA KREUZTRÄGER