Girls’ Day: beliebt, aber einsam

Der Mädchen-Zukunftstag kommt gut an, zeigt die Evaluation. Doch reicht er nicht aus

BERLIN taz ■ Der Girls’ Day erfüllt in etwa seinen Zweck. Das hat eine Evaluation des Mädchen-Zukunftstages, der jedes Jahr im April stattfindet, gezeigt. Ziel des Tages ist, dass Firmen und Forschungseinrichtungen aus dem Technikbereich ihr Berufsspektrum für Mädchen interessant machen. Die Befragung führte das Kompetenzzentrum Technik Diversity Chancengleichheit durch, das den Girls’ Day auch organisiert.

Zwar beteiligen sich weniger als 10 Prozent aller Mädchen der Klassen 7 bis 10 an dem Schnuppertag. Doch von denen, die die Fragebögen des Zentrums zurückschickten (etwa die Hälfte der Angeschriebenen), sind 90 Prozent zufrieden mit der Erfahrung. Immerhin 40 Prozent der Mädchen können sich vorstellen, in dem besuchten Beruf eine Ausbildung oder ein Praktikum zu machen.

Aber tun sie das auch wirklich? Darüber gibt die Befragung der teilnehmenden Unternehmen Auskunft: Bei 22,3 Prozent von ihnen haben sich Mädchen nach dem Girls’ Day wirklich beworben. Ob sie dann die begehrten Plätze auch bekamen, wurde allerdings nicht erhoben.

Die Schulen sind im Gros nicht sonderlich motiviert: Von den 11 Prozent, die die Fragebögen überhaupt ausfüllten, gab gut die Hälfte an, dass man den Tag dort nicht vor- oder nachbereitet. Wo aber nicht über die geschlechterpolitischen Fallen der Berufsplanung gesprochen wird, kann sich auch nichts daran verändern.

Und so sei es nicht dem Girls’ Day anzulasten, dass sich die Zahl der Frauen in typischen Männerberufen bisher nicht markant verändert hat, meint Doro-Thea Chwalek, die „Girls’ Day“-Projektleiterin. „Der Girls’ Day will einen Anstoß liefern. Die Berufsorientierung aber findet vom Elternhaus über die Schulen bis hin zu Einflüssen aus Fernsehsendungen statt.“ Viele Eltern und auch Lehrer wüssten wenig über Möglichkeiten in technischen Berufen und motivierten die Mädchen nicht in diese Richtung. Auch manche Berufsinformationsbroschüre bilde immer noch gerne den Jungen im Blaumann ab.

Chwaleks Lieblingswunsch aber ist einer an die Drehbuchautoren von Daily Soaps: „Wenn dort positive Frauenfiguren in interessanten Zukunftsberufen auftreten, hätte das sicher eine große Wirkung“, meint sie.

Vorbild ist für Chwalek der deutsche Krimi: Seitdem Kommissarinnen die Bildschirme bevölkern, habe es einen regelrechten Ansturm junger Frauen auf den Polizeidienst gegeben.

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