: Terrawattstunden später
ATOMAUSSTIEG 2020? 2030? Oder noch später? Warum das Ende der AKWs im Norden kaum vorauszusagen ist
Falls die Bundesregierung die Restlaufzeiten der Atomkraftwerke um zehn Jahre verlängert, wäre das nächste norddeutsche AKW, das vom Netz ginge, voraussichtlich das AKW Unterweser im Jahr 2022. Das letzte wäre das AKW Emsland im Jahr 2030. Die schwarz-gelbe Koalition in Berlin ist sich allerdings noch uneins darüber, ob die Laufzeiten nicht sogar um 15 oder mehr Jahre verlängert werden sollen.
Am 28. September will das Bundeskabinett ein Energiekonzept verabschieden, in dem die Laufzeitverlängerung festgeschrieben ist. Allerdings hat die Regierung im Bundesrat keine Mehrheit. SPD und Grüne drohen mit Klagen vor dem Verfassungsgericht, wenn die Regierung die Laufzeit ohne Zustimmung des Bundesrats verlängert. Gäbe es keine Laufzeitverlängerung, würde das AKW Unterweser wohl im Jahr 2012 abgeschaltet, das AKW Grohnde 2018, das AKW Brokdorf 2019 und das AKW Emsland 2020.
Das AKW Krümmel steht nach einer Pannenserie seit 2007 still und soll Anfang 2011 wieder in Betrieb genommen werden, um dann laut Betreiber Vattenfall noch acht bis neun Jahre zu laufen. Das ebenfalls stillstehende AKW Brunsbüttel soll in der zweiten Jahreshälfte 2011 wieder anlaufen und hat noch rund zwei Jahre Restlaufzeit.
Die Angabe der Restlaufzeit in Jahren ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Denn die Restlaufzeit von AKWs bemisst sich nicht an Monaten und Jahren, sondern an der Reststrommenge, die ein AKW noch produzieren darf. Steht ein AKW still oder produziert es weniger Strom als angenommen, bleibt es auch länger am Netz.
Jochen Stay von der Anti-Atom-Organisation Ausgestrahlt spricht deshalb bei gegenwärtigen Debatte von einem „Etikettenschwindel“. Stay: „Zu befürchten ist, dass die Öffentlichkeit mit niedrigen Jahreszahlen beruhigt werden soll, während gleichzeitig durch eine Umrechnung in Reststrommengen faktisch wesentlich längere Betriebszeiten herauskommen.“ KLI