OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Zu Beginn der 1950er Jahre stand man in Hollywood neuen Herausforderungen gegenüber, denn die Leute blieben immer häufiger zu Hause und guckten Fernsehen. Als Antwort besann sich die Filmindustrie auf jene technischen Errungenschaften, die das Kino der Mattscheibe noch voraus hatte: CinemaScope, 3-D und natürlich die Farbe. Mit der Suche nach geeigneten Stoffen für Farbfilme erlebten vor allem die Kostümgenres und mit ihnen der Ritterfilm noch einmal eine letzte Blütezeit. Der in England hergestellte MGM-Film „Ivanhoe“ (Regie: Richard Thorpe) gehört zu den prächtigsten dieser Produktionen: mit einer erstklassigen Besetzung bis in die Nebenrollen hinein, hunderten von Statisten und Stuntleuten sowie den gewaltigen Bauten und Dekorationen des Filmarchitekten Alfred Junge, der sein Handwerk in den 1920er Jahren bei der UFA erlernt hatte. Bei allem Spektakel aber bleibt der Film auch der munter fabulierten literarischen Vorlage von Sir Walter Scott um die Fehde der normannischen Oberschicht Englands mit den seit der verlorenen Schlacht von Hastings unterdrückten Angelsachsen und das ritterliche Eintreten von Sir Ivanhoe (Robert Taylor) für die verfolgte Jüdin Rebecca (Elisabeth Taylor) und ihren Vater Isaac einigermaßen treu. Und natürlich gibt es die wunderbaren Farben von Technicolor wie das leuchtende Blau und Grün der Kleider Lady Rowenas (Joan Fontaine), von denen sich das Blond ihrer Haare besonders schön abhebt. „Ivanhoe“ läuft in einer Ritterfilmreihe im Zeughauskino, die aber auch zeigt, dass „Ritterfilm“ nicht nur Hollywoodspektakel bedeuten muss, sondern auch politische Allegorie sein kann: So stoppt in Eisensteins „Alexander Newskij“ (1938) der gleichnamige Fürst im 13. Jahrhundert das weitere Vordringen deutscher Ordensritter nach Osten und wird im Sinne Stalins zum Kämpfer für die Einheit Russlands. („Ivanhoe“ 3./7. 9.; „Alexander Newskij“, OmeU, 4./5. 9. Zeughauskino)

Wann ist man alt? Die vier Protagonisten der Doku „Herbstgold“ von Jan Tenhaven mögen sich diesen Schuh jedenfalls noch nicht anziehen. Alle sind zwar weit über 80, doch als Spitzensportler möchten sie bei der Senioren-Leichtathletik-WM 2009 in Lahti noch allemal gewinnen. Die Gelassenheit, mit der manche der alten Sportler ihre Ambitionen erläutern, ist vergnüglich anzusehen, wenngleich sich ihre Aufregung, Angst und mögliche Enttäuschung im Wettkampf dann nicht von der jüngerer Sportler unterscheidet. (2./4./5. 9. Lichtblick; 5. 9. Eva)

In Buster Keatons „Verflixte Gastfreundschaft“ (1923) landet der junge Willie (Keaton) unversehens und ganz naiv im Haus der Todfeinde seiner Familie, die ihn – Fluch der Gastfreundschaft – jedoch nicht umbringen können, solange er unter ihrem Dach weilt. Also setzt Willie alles daran, zu bleiben. Keatons zweiter abendfüllender Spielfilm zeigt bereits, wie brillant der Komiker Spielhandlung und Gags miteinander verzahnen konnte. Die Handlung bietet Anlass für die Gags, die ihrerseits wiederum die Handlung vorantreiben. (5. 9. Arsenal) LARS PENNING