: Menschen der Erde
Die Mapuche lebten schon auf ihrem heutigen Grund, als Europa noch nichts von der Existenz Südamerikas ahnte. Weder die Inkas noch die spanischen Konquistadoren konnten sie unterwerfen. Über Jahrhunderte galt der Bío-Bío-Fluss, an dem die Mapuche leben, als Grenze des einnehmbaren Terrains. Erst seit 1881 ist auch das Mapuche-Gebiet Teil Chiles. Die Mapuche bekamen nur für einen Bruchteil ihres angestammten Gebietes Eigentumsrechte zugesprochen. Die Situation besserte sich kurzzeitig unter dem Präsidenten Salvador Allende (1970–73), der Ländereien umverteilte. Während der Militärdiktatur (1973–1989/90) aber mussten die Mapuche weiteren Grund und Boden abgeben. Die Angaben über die Zahl der Mapuche in Chile schwanken stark – zwischen 600.000 und 1,4 Millionen. Gewiss hingegen ist, wovon sich ihr Name ableitet: In ihrer Sprache, dem Mapudungun, bedeutet mapu „Erde“ und che „Mensch“.
Seit Mitte der Neunzigerjahre fordern die Mapuche immer eindringlicher die Rückgabe ihres angestammten Landes. Ihre Proteste richten sich an den Staat, aber auch an Großgrundbesitzer und die Forstwirtschaft – also an jene, die jetzt die einstigen Mapuche-Territorien bewirtschaften. Zwar gibt es mittlerweile eine staatliche Indigenenbehörde. Auch kauft der Staat seit etwa 15 Jahren sukzessive Ländereien auf und übergibt sie den Mapuche. Kritiker aber bemängeln, dass nur ein Bruchteil der Rückkaufwünsche berücksichtigt wird. Oft sind die Fronten verhärtet: Aktivisten besetzen Plantagen und brennen Häuser nieder, um dem Besitzer das Leben so unangenehm zu machen, dass er verkauft. Der wiederum will sein Land gerade deshalb nicht an Mapuche abgeben.
In Orten wie Galvarino tummeln sich diverse Organisationen, die die Not der Mapuche lindern wollen. Doch in der Praxis ist die Hilfe teils schlecht durchdacht. So erhalten viele Familien Geld für die Anpflanzung von Eukalyptusbäumen, die zwar rasch wachsen, aber sehr viel Wasser brauchen. Und gerade das ist in Dörfern wie Galvarino rar. Seit Jahren nehmen die Regenfälle ab, die Städte zapfen immer mehr Flusswasser ab. Der Eukalyptus-Boom verschärft die Wassernot, weshalb sich die Protestaktionen der Mapuche besonders oft gegen Eukalyptusplantagen richten: Die Großbetriebe setzen ihre Dörfer aufs Trockene. COS