: Hoffen auf den Space-Park-Eigentümer
Offenbar gibt es weitere Interessenten für das von Nazi-Anwalt Rieger ins Visier genommene Delmenhorster „Hotel am Stadtpark“. Verwaltung will Schenkung nicht mehr prüfen, Innenminister hat „keine Zeit“ für Besuch vor Ort
Neue Hoffnung in Delmenhorst: Offenbar verhandelt der Eigentümer des „Hotel am Stadtpark“, Günter Mergel, mit weiteren potenziellen Investoren über den Verkauf der Immobilie. „Gestern habe ich mit einem interessierten Hotelier gesprochen“, sagte Mergel am Freitag. Ein Kaufabschluss stehe jedoch nicht unmittelbar bevor. Bislang liegt nur eine schriftliche Zusage des rechtsextremen Hamburger Rechtsanwalts Jürgen Rieger vor, der Ende Juni im Namen einer Briefkasten-Stiftung ein Kaufangebot über 3,4 Millionen Euro vorgelegt hatte.
„Wir setzen darauf, dass der Eigentümer nicht mit Jürgen Rieger ins Geschäft kommt“, sagte Stadtsprecher Timo Frers gestern, bestätigen konnte er Medienberichte über weitere Kaufinteressenten jedoch nicht. Auch der von der Stadt eingeschaltete Vermittler war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Dem Vernehmen nach soll es sich bei einem weiteren Interessenten um den englischen Investor Cardinal Asset handeln. Cardinal Asset hatte im Frühjahr in Bremen das einstmals 600 Millionen Euro teure Freizeit- und Einkaufszentrum „Space Park“ für rund 45 Millionen Euro erworben.
Inzwischen hat auch die Stadt Delmenhorst ihre Kaufabsichten gegenüber Mergel schriftlich bestätigt. Zugleich verzichtete die Stadtverwaltung auf eine juristische Prüfung der von Mergel ins Spiel gebrachten so genannten „gemischten Schenkung“ an die „Wilhelm Tietjen-Stiftung für Fertilisation“, in deren Namen Rieger agiert. Die Stiftung sollte das Hotel sozusagen „für umsonst“ erhalten – und im Gegenzug dafür die Schulden übernehmen, die noch auf der Immobilie lasten. Die Stadt erstellt derzeit ein Gutachten, um den Verkehrswert des Hotels zu erfassen, das seit über 14 Monaten leer steht.
Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) lehnte es gestern ab, Delmenhorst zu besuchen, um das Engagement der Bürger vor Ort zu unterstützen. Dazu habe der Minister „keine Zeit“, hieß es aus dem Ministerium. Allen Kaufwünschen der Kommune zum Trotz lehnte es Schünemann weiter ab, Delmenhorst direkt bei der Finanzierung des Hotels zu unterstützen. Das Land dürfe sich „nicht erpressbar machen“, sagte der Minister.
Das „Hotel am Stadtpark“ kaufen will weiterhin die Bürgerinitiative „Für Delmenhorst“. Auf ihrem Treuhand-Konto sind bis gestern Nachmittag 801.142 Euro eingegangen – 23 Prozent des von Mergel geforderten Kaufpreises. mnz