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Archiv-Artikel

Sammelaktion ist Notwehr

betr.: „Die Kampagne gegen den Nazi-Hotelkauf in Delmenhorst ist falsch. Teurer Ablasshandel“, taz vom 16. 8. 06

Diese Sammelaktion ist Notwehr, allerdings nicht Delmenhorsts einziges Mittel. Derzeit laufen hier sehr viele Aktionen gegen rechts, Präventivmodelle werden vorgestellt. Hier tauschen nicht nur Euro ihre Besitzer, sondern auch Gedanken. Natürlich können Sie der Stadt anhängen, dass sie so ein Negativereignis brauchte, um Geld gegen rechts zu sammeln, doch haben Sie schon einmal diese Welt beobachtet? Das liebe Geld, das im Moment immer, immer weniger wird, rückt man nicht mehr so gern heraus. Großen Spendenaktionen sind zu meist große Unglücke vorausgegangen.

Dies ist die Moral der Gesellschaft. Ihre Schuldigen gerade in Delmenhorst zu suchen, in einer Stadt, die ähnlich viele Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger hat wie Anklam im tiefsten Ostdeutschland, ist falsch. Woher sollen Delmenhorster das Geld nehmen in anderen Situationen, die sie ihrer Meinung nach nicht betreffen? Woher sollen sie den Mut nehmen, sich an Aktionen zu beteiligen, die sie nichts angehen? Ja, man kann und man sollte mehr tun gegen rechts, nur sollte man nicht in Delmenhorst anfangen, die Schuldigen zu suchen. Diese Stadt verkriecht sich nicht vor der Bedrohung, sondern steht auf und sagt, was sie denkt. Dies ist viel mehr als die ein oder andere Stadt tut oder früher mal getan hat.

TIMO VON DEN BERG, Ganderkesee