Acht, neun, zehn – und du musst gehn!

Ein Jahr noch bleibt Zehntklässlern bis zum Einstieg ins Berufsleben. Die taz begleitet zwölf SchülerInnen einer Hauptschulklasse bis zu ihrem Abschluss im kommenden Sommer. Zum heutigen Schulstart erzählen sie von ihren Vorstellungen über die Zukunft

1 Robert ist ein sehr guter Schüler. Er will den mittleren Schulabschluss (MSA) schaffen, danach entweder das Gymnasium besuchen oder eine Ausbildung zum IT-Elektroniker machen.

2 Francesca, 16, hat Probleme mit dem Lesen, sie gehört zu den Integrationskindern der Klasse. Nach der Schule würde sie gerne in einer Küche oder mit kleinen Kindern arbeiten. Deshalb möchte sie nach dem Abschluss eine Berufsschule besuchen.

3 Nina löst am liebsten Mathematikaufgaben. Außerdem liebt sie das Fach Sport und das Malen.

4 Sebastian sucht dringend eine Praktikumsstelle. Der Fünfzehnjährige will gerne Koch werden. Er will in diesem Schuljahr versuchen, den MSA zu schaffen, aber dass ihm das gelingt, glaubt er nicht.

5 Johannes, 17, war im letzten Schuljahr Klassensprecher. Mit seinen schulischen Leistungen ist er sehr zufrieden, am besten ist er in Naturwissenschaften, Mathe und Sport. Er will in der 10. Klasse den Abschluss machen und dann zum Gymnasium gehen. Nach dem Abitur würde er am liebsten Pilot werden.

6 Alexander: „Mehr so schlecht“ sei sein letztes Zeugnis, sagt der 16-Jährige. Zwei Fünfen hatte er – in Englisch und Physik. Alexanders Berufsziel ist Koch. Seine Chancen schätzt er so ein: „Fünfzig-fünfzig.“

7 Sarah liebt Malen und körperliche Bewegung. Die Sechzehnjährige gehört wie Nina zu den Integrationskindern der Klasse.

8 Sandy, 15, ist eine gute Schülerin, ihre Lieblingsfächer sind Sport und Geschichte. Dass sie auf der Grundschule faul war, wie sie sagt, und deshalb auf der Hauptschule gelandet ist, tut ihr heute leid. Sie möchte gerne den Mittleren Schulabschluss bestehen und Modedesignerin werden.

9 Amani, 16, ist mit ihrem Zeugnis nicht zufrieden. Sie hat keine Lust mehr auf die Schule, würde lieber eine Ausbildung als Bürokauffrau oder Verkäuferin machen.

10 Kathrin, 15, lernt auch zu Hause viel. Nur in Englisch ist sie mit ihrer letzten Zeugnisnote nicht zufrieden. Sie möchte den erweiterten Hauptschulabschluss oder ebenfalls den MSA machen, und dann am liebsten eine Ausbildung als Friseurin.

11 Auch Dennis will Koch werden. Deshalb arbeitet er jetzt schon fünf Stunden pro Woche in der Schülerfirma der Werner-Stephan-Oberschule, die die Schülerinnen und Schüler mit Essen versorgt. Bäcker wäre auch okay, meint der Fünfzehnjährige.

12 Stephan, 15, hatte in der Grundschule „keinen Bock auf Hausaufgaben“, sagt er. Auf der Hauptschule ist er ein guter Schüler, in Englisch hat er eine Eins. Er will den MSA schaffen, am liebsten auch das Abitur, und dann eine Ausbildung zum Elektriker machen.

Die drei Schülerinnen in der zweiten Reihe links beteiligen sich nicht am taz-Projekt.

Die LehrerInnen

a) Ruth Jordan, 51, ist die Klassenlehrerin der 10/3 und stellvertretende Leiterin der Werner-Stephan-Oberschule. Sie kam nach der Grundschule, wo sie nach eigenen Angaben eine eher mittelmäßige Schülerin war, auf das Gymnasium und von dort auf die Uni. Mit 15 wäre sie am liebsten Journalistin geworden, doch ihr Vater hat sie vom Beruf Lehrerin überzeugt.

b) Norbert Gundacker, 54, hat ebenfalls nach der Grundschule das Gymnasium und dann die Uni besucht. Als Jugendlicher wollte er Chemiker werden, heute unterrichtet er Arbeitslehre und Berufsorientierung. Dem Hobbykoch ist es zu verdanken, dass mehrere Schüler seiner Klasse Koch werden möchten. Lehrer ist er geworden, weil seine Lehrer so furchtbar waren, sagt Gundacker.

c) Melanie Koch, 37, unterrichtet in der Klasse Kunst und Geschichte. „Was mit Kunst“ wollte sie immer machen, dass sie Kunstlehrerin wurde, liegt an der Kunstlehrerin, die sie selbst früher hatte. Alke Wierth