: Längere Wege im prekären Bereich
Die Künstlerdienste der Arbeitsagentur in Hannover und Rostock sollen geschlossen werden, um Geld zu sparen. Den KünstlerInnen in Norddeutschland bliebe damit nur noch der Künstlerdienst in Hamburg
Auftritte, das ist es, was sie brauchen: Die Country-Kapelle Sunriders ebenso wie der Saxophonist David Milzow, der Bauchredner Addy Axon, die Feuerschluckerin Shoana oder der Bänkelsänger Giacomo. Es geht um Firmen oder Stadtfeste, Hochzeiten, Jubiläen oder schlicht Konzerte, dort verdienen diese Künstler aus Hannover ihr Geld.
Nun müssen Künstler und Veranstalter aber erstmal zusammen kommen, und dabei helfen bislang bundesweit neun Künstlerdienste der Arbeitsagentur. Die Künstlerdienste vermitteln Fachkräfte in der Musik, Werbe und Modebranche. Models sind genauso darunter wie Pianisten, wobei der Schwerpunkt klar auf dem Unterhaltungssegment liegt. Fünf dieser neun Dienste sollen nun geschlossen werden. In Norddeutschland betrifft das die Künstlerdienste in Hannover und Rostock, lediglich der Standort in Hamburg würde bestehen bleiben. Dieser müsste dann die Künstler aus Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern mitbetreuen.
Gefordert werden die Standort-Schließungen vom Bundesrechnungshof, der die Künstlerdienste aus wirtschaftlichen Gründen reduziert sehen möchte. Die Begründung: Künstler zahlen als Freiberufler meist keine Beiträge in die Arbeitslosenversicherung, deshalb soll die Arbeitsagentur für sie weniger Geld ausgeben. Den Schließungen müssen nun noch der Verwaltungsrat und der Hauptpersonalrat der Bundesagentur zustimmen – aber davon ist auszugehen. In Hannover beispielsweise gibt es für die zehn Mitarbeiter des Künstlerdienstes bereits Pläne, sie sollen in Zukunft eingesetzt werden in der allgemeinen Beratungs- und Vermittlungstätigkeit der Arbeitsagentur. „Wir werden kein Personal entlassen“, sagt Arbeitsagentur-Sprecher Michael Köster.
Rund 4.000 Künstler hat der Künstlerdienst Hannover in seiner Kartei. Köster sagt: „Die Künstler werden weiter von der Arbeitsagentur betreut. Aber die Wege können weiter werden.“ Fraglich ist, ob der Künstlerdienst in Hamburg nun personell aufgestockt wird. „Die Arbeitsweise würde sich sicherlich verändern“, sagt Sabine Seidler von der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung. „Aber wie das im Einzelnen aussehen könnte, wissen wir noch nicht.“
Deutliche Kritik an den Plänen hat der Deutsche Kulturrat. „Die Arbeitssituation von Künstlern ist weit prekärer als in anderen Bereichen“, sagt Kulturrat-Geschäftsführer Olaf Zimmermann. „Die Vermittlungsarbeit können in diesem Bereich nur die spezialisierten Künstlerdienste leisten. Es kann nicht sein, dass sich die Arbeitsagentur da rauszieht.“ Die Argumentation des Rechnungshofes findet Zimmermann widersinnig. „Beiträge können die Künstler nur bezahlen, wenn sie auch vermittelt werden und Geld verdienen.“ Wenn nun Künstlerdienste aufgrund mangelnder Beiträge geschlossen würden, dann „stellt das die Logik der Arbeitsverwaltung auf den Kopf.“
Im Künstlerdienst Hamburg rechnet man durchaus mit deutlich mehr Künstlern, wenn Hannover und Rostock geschlossen werden. Konkretes aber weiß man auch dort noch nicht. Kli