: Becksbier ohne Schlüssel?
BIER Die Bürgerschaft sucht vergeblich nach Mitteln, um Inbev unter Druck zu setzen. Der Konzern will zehn Prozent seiner Bremer Mitarbeiter entlassen
„Man sollte Becks den Schlüssel wegnehmen.“ Diese Anregung des grünen Abgeordneten Frank Willmann fand gestern bei der Becks-Bürgerschaftsdebatte keinerlei Resonanz. Dabei war es das Konkreteste, was im Landtag in Bezug auf den Stellenabbau beim Bierbrauer geäußert wurde.
Faktisch könnte Bremen sein Wappen durchaus verweigern, wie die historischen Vorgänge um den Titelkopf der Wochenzeitung Die Zeit zeigen. Nachdem der Zeit-Verlag in Hamburg mit dem Ansinnen gescheitert war, das dortige Stadtwappen als Logo zu verwenden, boten die Bremer ihr Hoheitszeichen an. Das kann man auch umgekehrt machen.
Allerdings wäre fraglich, wer bei so einer Aberkennung den größeren Schaden hätte: Becks oder die Stadt. Neben Werder ist das grünflaschige Bier der entscheidende Imageträger Bremens. Und wenn Werder das sogar mit Wiesenhof und dessen unappetitlichen Geschäften bleibt – ändert es sich dann durch die Entlassung von 151 MitarbeiterInnen?
Moralisch sind sich die Bürgerschaftsfraktionen immerhin einig: Der Stellenabbau sei ein Skandal, die Belegschaft verdiene „die volle Solidarität“. Aber was wird die bewirken? Die Entscheidungen bei Becks werden längst nicht mehr an der Weser getroffen, sondern in der Chefetage des internationalen Konzerns Inbev. Zu dem gehört Interbrew, das Becks wiederum 2001 gekauft hatte.
151 Stellen sind etwas mehr als zehn Prozent der Bremer Belegschaft, und die macht insgesamt wiederum ein Prozent der weltweiten Inbev-MitarbeiterInnen aus. „Appelle an die Konzernspitze“, wie sie nun die Linkspartei fordert, dürften bei diesen Dimensionen nicht all zu viel Gehör finden. Die CDU geht das Problem deswegen deutlich praktischer an: Vielleicht etwas „an den Standort-Faktoren“ ändern, schlägt Erwin Knäpper für sie vor. Für diese Stoßrichtung hat Inbev wohl tatsächlich ein offenes Ohr: Schließlich baut der Konzern in Bremen ab, weil sie die hiesigen Arbeitnehmer zu teuer findet. Im vergangenen Jahr konnte der Konzern nichtsdestoweniger eine Dividende von 51 Prozent ausschütten.
Während Becks bis zum Verkauf ausschließlich in Bremen gebraut wurde, sind die 14 bisherigen Abfüllstandorte mittlerweile zu Produktionsstätten ausgebaut worden. Pro Sekunde werden weltweit 50 Flaschen Becks produziert, hat Claudia Bernhard von der Linkspartei ausgerechnet. Von ihrer 30.000 Flaschen langen Rede gestern in der Bürgerschaft erhofft sie sich immerhin das: Dass sich der Bürgermeister persönlich des Problems annehme. HENNING BLEYL