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MALTE GÖBEL
Wäre der der taz.plan etwas mainstreamiger, könnte eine Mobilfunkfirma diese Kolumne sponsern: Tatsächlich ist das Angebot der O2-Arena diese Woche gar nicht schlecht: Donnerstag Samt-HipHop mit Drake, Montag Schmusehits mit James Blunt, Dienstag Silver-Teenie-Kreisch mit den Backstreet Boys.
Aber widmen wir uns dann doch besser anderem. Zunächst eine gute und eine schlechte Nachricht: Lemmy Kilmister geht es zwar besser, er hat jetzt eine langfristig positive Prognose, doch die Ärzte raten ihm derzeit von jeglicher Aktivität ab. Insofern fällt das eh schon verschobene Motörhead-Konzert (geplant für den 2. März im Velodrom) nun endgültig aus. Wahrscheinlich liest Lemmy das hier nicht, aber ganz sicher kann er es fühlen, wenn wir sagen: Gute Besserung, Lemmy!
Und freuen uns über andere Dinge, am Donnerstag zum Beispiel gastiert Jan Roth im about.blank (Markgrafendamm 24, 20 Uhr). Er sorgt eigentlich bei Hundreds und unregelmäßig bei Clueso, diversen Jazzkapellen und Postrock-Bands für Wumms und Takt, bei seiner eigenen Musik (Debüt-Album „L.O.W.“ kam im Juli 2013) frickelt er rhythmisch versiert und mit Liebe zum Detail Electrosounds, die nicht krachen, sondern die „Sonnenseite der Melancholie“ (Bandinfo) feiern.
Feiern tun auch Egotronic am gleichen Abend im Lido (in memoriam Festsaal, Cuvrystraße 7, 20 Uhr), aber erwiesenermaßen mit weit mehr Füßeschlingern, Armeschwingen, Körperwerfen – und mit immer mehr Gitarren statt Electro. „Raus aus dem Electro-Dancefloor-Strudel“ war ihr Motto schon bei den letzten Alben, ihr für den 14. März angekündigtes sechstes Album „Die Natur ist dein Feind“ soll also noch punkiger werden. Passend dazu als Vorband Love A, Intro schrieb: „Punk ist nicht tot, er musste nur seinen Kater auskurieren.“ – sounds promising!
Entspannter wird es Samstag bei The/Das, die ihren Tenderness-Techno zu Nixon is Dead ins Watergate (Falckensteinstr. 49, 23.59 Uhr) hieven. Fabian Fenk und Anton K. Feist sind zwei Drittel der Sinnbus-Electro-Heroen Bodi Bill, ihr aktuelles Projekt ist vielleicht etwas düsterer als der Vorgänger, aber in Sachen Soundstückchen und popmusikalischer Ohrenschmeichelei dürften sie alte Fans nicht enttäuschen.
Auf der immer weiterschwappenden Neo-Folk-Welle surfen Boy And Bear am Montag ins Lido (Cuvrystraße 7, 20 Uhr): „Getriebenen Indie-Folk mit Choralgesängen“ nennen die Australier ihre Musik (aktuelles Album „Harlequin Dream“), und das passt, wobei „getrieben“ eher die treibenden Gitarren meint, nicht gestresst, denn diese Musik ist ganz klischeehaft aussiemäßig ziemlich entspannt.