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Archiv-Artikel

Der Blick in den Westen

UMZUG Friedrich Engels und Karl Marx müssen während der Arbeit an der U 5 weichen. Was die Autoren des Kommunistischen Manifests über Reisen, Berlin und den Wandel sagen

Der Umzug

■  Wegen der Bauarbeiten an der U-Bahn-Linie 5 muss das Denkmal für die Philosophen Karl Marx und Friedrich Engels in Mitte verrückt werden. Das Ensemble wird ab Dienstag an den Rand des Marx-Engels-Forums umziehen, wie die BVG mitteilte. Bis zur Fertigstellung der U-Bahn-Strecke werden Marx und Engels dann erstmals über die Spree nach Westen blicken.

■  Das Marx-Engels-Forum wurde in den 80er Jahren nach Plänen von Ludwig Engelhardt auf einer Freifläche an der Spandauer Straße schräg gegenüber dem Roten Rathaus geschaffen. Die Wohn- und Geschäftshäuser, die dort einst standen, waren im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach 1945 abgetragen worden. Im Zentrum der Grünanlage befindet sich das bronzene Monument mit den überlebensgroßen Urvätern des wissenschaftlichen Kommunismus. Es stellt Marx sitzend und Engels stehend dar. Beide drehten dem inzwischen abgerissenen Palast der Republik am anderen Spree-Ufer den Rücken zu. Das Denkmal wurde im April 1986 eingeweiht.

■  Zunächst wird am Dienstag die Figur von Engels gelöst, in einem Arretierungsgestell ausgehoben und vor den alten Standort des Steinreliefs gestellt. Am Mittwoch wird die Marx-Figur abgehoben und vom Sockel getrennt. Am Nachmittag transportiert ein Sattelschlepper die Skulpturen zum neuen Standort, wo sie mit einem Kran an ihre neue Positionen gesetzt werden. (ddp)

VON FRIEDRICH ENGELS UND KARL MARX

Auf einer gewissen Stufe der Reife angelangt, wird die bestimmte historische Form abgestreift und macht einer höhern Platz. (Karl Marx: Das Kapital)

Die Ausdehnung der modernen großen Städte gibt in gewissen, besonders in den zentral gelegenen Strichen derselben dem Grund und Boden einen künstlichen, oft kolossal steigenden Wert; die darauf errichteten Gebäude, statt diesen Wert zu erhöhn, drücken ihn vielmehr herab, weil sie den veränderten Verhältnissen nicht mehr entsprechen; man reißt sie nieder und ersetzt sie durch andre. (Friedrich Engels: Zur Wohnungsfrage)

Berlin beginnt einzusehn, daß es uns nicht regieren, daß es sich nicht die Autorität verschaffen kann, die einer Zentralstadt zukommt. (…) Berlin, weit entfernt ein deutsches Paris zu sein, ist nicht einmal ein preußisches Wien. Es ist keine Hauptstadt, es ist eine „Residenz“. (Karl Marx)

Auf dem Dampfer „City of Berlin“ kam ich zum ersten Mal mit einer größeren Zahl Amerikaner zusammen. Es waren meist recht nette Leute, Herren und Damen, leichter zugänglich als Engländer, manchmal etwas gradeaus in der Sprache, sonst aber ziemlich wie die besser gekleideten Leute anderswo auch. Was sie allenfalls unterschied, war ein eigentümlich kleinbürgerlicher Habitus – nicht der des zaghaften, unsichern deutschen Kleinbürgers, auch nicht der des englischen; ein Habitus, der eben durch die große Sicherheit, mit der er sich gab, als ob es sich ganz von selbst verstände, sich als eine ererbte Eigenschaft kundgab. Die jüngeren Damen besonders machten den Eindruck einer gewissen Naivität, wie man sie in Europa nur in kleineren Städten findet; wenn sie zu zweien Arm in Arm oder am Arm eines Manns resolut und fast heftig über das Deck dahinstürmten, hatten sie ganz denselben hüpfenden Gang und hielten ihre vom Wind bedrohten Röckchen mit demselben sittsamen Griff zusammen wie auch bei uns die Unschuld vom Lande. (Friedrich Engels: Aus den Reiseeindrücken über Amerika)

Aber so ist der Preuße: An der Spree von Gottes Gnaden (Karl Marx: Die Polendebatte in Frankfurt)

Die Sonne geht im Westen auf. (Friedrich Engels: Dialektik der Natur)

Man könnte vielleicht ein Schiff voll Narren eine gute Weile vor dem Winde treiben lassen; aber seinem Schicksal trieb’ es entgegen eben darum, weil die Narren dies nicht glaubten. Dieses Schicksal ist die Revolution, die uns bevorsteht. (Karl Marx)

Auch wir ziehen den Rhein der Spree vor und das Hotel Disch dem Hotel Mielentz. (Karl Marx)

Alles, was die Menschen in Bewegung setzt, muß durch ihren Kopf hindurch; aber welche Gestalt es in diesem Kopf annimmt, hängt sehr von den Umständen ab. (Friedrich Engels: Ludwig Feuerbach)

Berlin beginnt einzusehn, daß es sich nicht die Autorität verschaffen kann, die einer Zentralstadt zukommt

Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. (Karl Marx: Der achtzehnte Brumaire)

Das allgemeine Arbeitsmittel dieser Art ist wieder die Erde selbst, denn sie gibt dem Arbeiter den locus standi <Standort> und seinem Prozeß den Wirkungsraum (field of employment). Durch die Arbeit schon vermittelte Arbeitsmittel dieser Art sind z. B. Arbeitsgebäude, Kanäle, Straßen usw. (Karl Marx: Das Kapital)

Vier oder fünf Wochen vor dem Tode seiner Frau ergriff ihn plötzlich eine heftige Rippenfellentzündung (Pleuritis), verbunden mit Bronchitis und anfangender Lungenentzündung (Pneumonie). Die Sache war sehr gefährlich, verlief aber gut. Er wurde dann zuerst nach der Insel Wight geschickt (Anfang 1882) und darauf nach Algier. Die Reise war kalt, und er kam mit einer neuen Pleuritis in Algier an. Das hätte nicht so sehr viel ausgemacht unter Durchschnittsumständen. Aber Winter und Frühjahr waren in Algier kalt und regnerisch wie sonst nie, im April machte man vergebens Versuche, den Speisesaal zu heizen! So war Verschlimmerung des Gesamtzustandes statt Verbesserung das Schlußresultat. Von Algier nach Monte Carlo (Monaco) geschickt, kam Marx infolge naßkalter Überfahrt mit einer dritten, jedoch gelinderen Pleuritis dort an. Dabei anhaltend schlechtes Wetter, das er speziell von Afrika mitgebracht zu haben schien. Also auch hier Kampf mit neuer Krankheit statt Stärkung. (Friedrich Engels: Zum Tode von Karl Marx)

Ich, wenn ich kein Geld zum Reisen habe, habe kein Bedürfnis, d. h. kein wirkliches und sich verwirklichendes Bedürfnis zum Reisen. Ich, wenn ich Beruf zum Studieren, aber kein Geld dazu habe, habe keinen Beruf zum Studieren, d. h. keinen wirksamen, keinen wahren Beruf. Dagegen ich, wenn ich wirklich keinen Beruf zum Studieren habe, aber den Willen und das Geld, habe einen wirksamen Beruf dazu. Das Geld als das äußere – nicht aus dem Menschen als Menschen und nicht von der menschlichen Gesellschaft als Gesellschaft herkommende allgemeine – Mittel und Vermögen, die Vorstellung in die Wirklichkeit und die Wirklichkeit zu einer bloßen Vorstellung zu machen, verwandelt ebensosehr die wirklichen menschlichen und natürlichen Wesenskräfte in bloß abstrakte Vorstellungen und darum Unvollkommenheiten, qualvolle Hirngespinste, wie es andrerseits die wirklichen Unvollkommenheiten und Hirngespinste, die wirklich ohnmächtigen, nur in der Einbildung des Individuums existierenden Wesenskräfte desselben zu wirklichen Wesenskräften und Vermögen verwandelt. Schon dieser Bestimmung nach ist es also schon die allgemeine Verkehrung der Individualitäten, die sie in ihr Gegenteil umkehrt und ihren Eigenschaften widersprechende Eigenschaften beilegt.“ (Karl Marx: Ökonomisch-philosophiosche Manuskripte)