: Was der Sparkurs für Weiterbilder bedeutet
In welcher Stadt können sich Arbeitslose am besten fortbilden? Drei ARGEN, drei unterschiedliche Möglichkeiten
Das Berufsförderungszentrum Essen (BfZ) musste in den vergangenen drei Jahren zwei Drittel des Personals abbauen. „Das hat mit Hartz I angefangen“, sagt Vorstand Burkhard Wüllscheidt. Seine Institution sei Aufträgen „hinterhergehechelt“, die Arbeitsämter hätten die neu eingeführten Bildungsgutscheine nur zögerlich herausgegeben. „Klar ärgert uns das, wenn wir hören, dass die ARGE Essen Geld übrig hat“, sagt er. Daran seien aber nicht die Mitarbeiter schuld. „Wenn die Politiker die Gesetze im Hauruck-Verfahren durchsetzen, kann das nicht gut gehen.“ Solch eine Zusammenarbeit von Sozialämtern und Arbeitsagenturen bei Hartz IV könne nicht von heute auf morgen funktionieren. Jetzt habe das Berufszentrum „die Talsohle“ durchschritten und könne wieder mehr Jugendliche weiterbilden. In dreißig Berufsfeldern bietet das Zentrum zweijährige Ausbildungen an. „Zwei Drittel der Hartz-IV-Empfänger sind ohne Ausbildung“, so Wüllscheidt. „Das ist für sie eine große Chance sich am Arbeitsmarkt zu integrieren.“
Das „Werkstattprojekt“ im Kreis Unna bildet benachteiligte Jugendliche aus und hilft Langzeitarbeitslosen und Frauen beim Wiedereinstieg in den Beruf. „Wir mussten bereits in den letzten Jahren bluten“, sagt Geschäftsführer Herbert Dörmann. Ein Viertel des Personals hat er durch die Hartz-Reformen abbauen müssen. Erst in diesem Jahr konnte das Personal wieder aufgestockt werden, aber nur weil die Mitarbeiter bereit waren, auf fast 20 Prozent des Lohns zu verzichten. In Unna sei das Problem nicht die ARGE, so Dörmann, der dort auch im Beirat sitzt: „Die Gelder für 2006 sind vollständig verplant.“ Im Gegenteil hätten durch die aktuellen Kürzungen des Bundes für Weiterbildungen Projekte abgeblasen werden müssen. Dörmann kritisiert den Umbau des Weiterbildungsmarktes in den vergangenen Jahren als Durchlauferhitzer: „Möglichst viele Menschen werden mit möglichst schnellen Maßnahmen abgefertigt.“ Kaum jemand hätte eine Chance, so auf den ersten Arbeitsmarkt zu kommen. „Gerade benachteiligte Jugendliche brauchen mehr Zeit.“
Die Volkshochschule Wuppertal hat ihr bestes Auftragsjahr: Weil die ARGE ihrer Stadt großzügig fast alle Fördergelder ausgegeben hat, kann sie neue Projekte anbieten: So werden in einer Ende August startenden außerbetrieblichen Ausbildung 24 Jugendliche beispielsweise als IndustriemechanikerInnen und Kaufmänner bzw. Kauffrauen ausgebildet. Dutzende weitere Jugendliche ohne Schulabschluss werden durch praktische Arbeit zum Beispiel mit SeniorInnen auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. „Wir können so viel anbieten wie noch nie zuvor“, sagt VHS-Fachleiter Radoslav Veljovic.
NATALIE WIESMANN