: Trecker, Kühe und Rock‘n‘Roll
Derzeit entsteht der Film „Deich-King“, in dem ein Maler vom Land seinen Sehnsüchten folgt. Wie von selbst wollten bei dem Low-Budget-Projekt Promis wie Fettes Brot oder Lotto King Karl mitmachen. Beim Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Michael Söth laufen die Fäden zusammen
taz: Sie drehen gerade den Film „Deich-King“ – worum geht es darin?
Michael Söth: Es geht um das Nachdenken über den Sinn des Lebens und über die Zukunft. Beides tut Fiete Hansen, unser Protagonist, etwas spät. Er ist 40 und macht sich Gedanken, dass es noch was anderes geben muss außer Trecker fahren und Kühe hüten und er fragt sich: Irgendwo muss doch irgendwie noch irgendwas sein. Susi, seine Angebetete, bringt ihn auf den Rock‘n‘Roll – von da an sein Synonym für die große weite Welt.
Sie haben diese Geschichte schon einmal verfilmt. Was war da vorher schon?
1995 gab es das ganze, damals unter dem Namen „Deich-Elvis“, als Spaß-Projekt. Da hab ich Kamera, Licht, Ton, Drehbuch, alles selbst gemacht. Eigentlich war es nur ein Film zum Untereinander-Gucken mit Freunden, aber wir hatten ein gigantisches Feedback. Als wir den Film hier in Elmshorn gezeigt haben, kam der so gut an, dass wir an den ersten beiden Abenden weit über 1.000 Leute waren und auch alle nach dem Video gefragt haben. Dann kamen die ersten Angebote von Hamburger Programmkinos und wir haben den Film ein paar Mal gezeigt bis wir rechtliche Probleme bekamen wegen des Namens, der Musik und Filmausschnitten von Elvis.
Ein zentrales Thema im Film ist die norddeutsche Art. Wodurch zeichnet die sich aus?
Ich bin ja selber Norddeutscher und komm’ auch vom Land; Da ist ja alles ein bisschen ruhiger. Dieses etwas behäbige, schon nette, aber trotzdem teilweise recht plumpe Auftreten, aber auch das Liebenswerte darin. Das ist auch was wir gerade hier beim Dreh merken. Wir sind auf den zehn Bauernhöfen, auf den wir drehen, richtig gastfreundschaftlich aufgenommen worden. Die kochen uns Essen und stellen uns ihre Traktoren zur Verfügung, ohne das gleich um Geld gefeilscht wird. Dieses Unkomplizierte und Liebenswerte mag ich super gerne – wenn man denen offen begegnet, kriegt man das zurück.
Es gibt viele bekannte Namen unter den Darstellern. Wie sind die zu dem Projekt gekommen?
Die sind eigentlich alle unaufgefordert gekommen. Lotto King Karl war der erste, der hatte den alten Film schon gesehen und uns damals schon drauf angesprochen. Beim Rest hat es sich irgendwie rumgesprochen. Zum Beispiel bei St. Pauli im Stadion, wo Bela B und Fettes Brot und ähnliche Leute sind. Beim Bela ging das über unseren Kameramann Wolfgang „Wolle“ Lemke, der hat ihm damals den alten Deich-Elvis mitgegeben und irgendwann hieß es „Bela will dich sehen“. Ich kann mir vorstellen, dass die sich mit dem Ausbrechertum teilweise identifizieren können.
Und plötzlich sind viele Musiker dabei. Werden die noch mehr als nur schauspielerisches Engagement zum Film beisteuern?
Ja. Das drängt sich ja fast auf. Aber jetzt machen wir erst mal den Film und damit werden wir die ganzen Darsteller so begeistern, dass sie automatisch wieder ankommen. Das Schöne an dem Projekt ist nämlich, dass wir so Family-mäßig das Ding abzieh‘n. Hier gibt’s keine getrennten Wohnwagen für irgendwelche Darsteller, weil sie VIP sind, hier essen alle an einem Tisch. Aber was eigens für den Film Komponiertes wär super.
Wann kann man den Film im Kino sehen?
Kino ist immer Wunschdenken, das wär ein Traum. Man braucht erst mal einen Verleiher. Wir suchen da absichtlich keinen von den ganz, ganz großen, sonst verkauft man seine Kreativität. Wir machen erst mal ’nen geilen Film und gucken mal was dann passiert. Dieses Jahr werd ich den Film noch fertig schnippeln und ich glaub das ist ein super Film geworden. Denn wenn es der Kameramann und das Team schaffen, die Bilder zu treffen, die ich original im Kopf habe – das gibt mir das sichere Gefühl, das Beste getan zu haben, dass der Film gut wird. Interview: Johannes Himmelreich