Haider-Tochter kandidiert für das Europaparlament

ÖSTERREICH Der Name muss es bringen. Zumindest ein Mandat will Ulrike Haider Quercia erobern

AUS WIEN RALF LEONHARD

Der Name ist Programm: Ulrike Haider Quercia, Tochter des 2008 verunglückten Rechtspolitikers Jörg Haider, will ins Europaparlament. Sie tritt für das 2005 von Haider gegründete Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) an und will über den Euro abstimmen lassen.

Das BZÖ flog im vergangenen September aus dem Nationalrat und ist seither so gut wie tot. Die 37-jährige Doppeldoktorin der Rechts- und Politikwissenschaften glaubt trotzdem an ihre Chance. Die Zugkraft der Marke Haider hält sie für ungebrochen, erklärte die Neopolitikerin in Wien. Dass sie nicht wegen ihrer Qualifikationen, sondern auf Grund ihres Namens aufgestellt wird, belastet sie nicht: „Sonst, glaub ich, wären sie auch heute nicht so zahlreich gekommen.“ Sie glaubt jedenfalls an genetische Belastung: „Vielleicht habe ich diese Lebensentscheidung deshalb getroffen, weil mir die Politik möglicherweise doch ein bisschen im Blut liegt.“ Ihr Ziel: „Mindestens ein Mandat.“

Im Wahlkampf will sie auch versuchen, den Namen ihres Vaters reinzuwaschen, weil es nicht anzuschauen sei, „wie man derzeit mit ihm medial verfährt“. Haiders Name taucht heute ständig in Zusammenhang mit der bankrotten Hypo-Alpe-Adria-Bank auf, für deren windige Geschäfte Haider einst Haftungen über 19 Milliarden Euro des Landes Kärnten zusagte. Als Landeshauptmann hatte er die Bank als Melkkuh für pharaonische Projekte missbraucht. Nach einer Notverstaatlichung vor fünf Jahren treffen die Milliardenverluste jetzt alle Steuerzahler.

Haider Quercia sieht das anders. Sie vertritt noch immer die von Jörg Haider propagierte Behauptung, er hätte ein exzellentes Geschäft gemacht: „Mein Vater hat die Hypo-Bank 2007 vorteilhaft für den Steuerzahler verkauft.“ Schuld an der Misere sei die Verstaatlichung. Auch dass ihr Vater alkoholisiert in den Tod gerast ist, will sie nicht glauben. Ihre Version der Verschwörungstheorie gab sie aber nicht preis. Hinsichtlich ihrer Pläne für Europa blieb sie vage: „Wir möchten, dass Europa zusammenbleibt. Aber um den Einheitsgedanken zu sichern, muss die EU von Grund auf reformiert werden.“

Ulrike Haider Quercia ist mit dem italienischen Politikberater Paolo Quercia verheiratet und lehrt in Rom Verfassungsrecht. Sie ist Vizepräsidentin der Jörg Haider Gesellschaft, die das Andenken ihres Vaters ehren will. Ihr zweijähriger Sohn heißt Giorgio-Jörg. Wahrscheinlich wird sie ihn nicht allzu lange allein lassen müssen. Denn das angepeilte Mandat im EU-Parlament halten Politologen für absolut unrealistisch.