: Der Streit um die Zentrifugen
Ganz technisch: Der Grad der Anreicherung von Uran entscheidet, ob es für Bomben eingesetzt werden kann
TEHERAN afp ■ Die Anreicherung von Uran ist der Zankapfel, um den es beim Streit um das iranische Atomprogramm im Wesentlichen geht. Denn angereichertes Uran kann zivil, aber auch zum Bau von Atombomben genutzt werden. Entscheidend ist der Grad der Anreicherung. Der UN-Sicherheitsrat hat Teheran aufgefordert, die Urananreicherung bis zum 31. August auszusetzen; andernfalls drohen Sanktionen. Die Produktion von Uran für Atomkraftwerke oder Atombomben ist ein mehrstufiger Prozess. Beim Uran-Abbau wird als erstes Zwischenprodukt Uranoxid gewonnen. Konzentriert als gelborangefarbenes, grobes Pulver („Yellowcake“) ist es zwar radioaktiv, aber vom Nutzen für Kraftwerke oder Bomben noch weit entfernt.
Vor der Anreicherung steht die Urankonversion. Dabei wird das Uranoxid in gasförmiges Uranhexafluorid (UF6) umgewandelt. Die alles entscheidende Anreicherung läuft dann in Zentrifugen ab. Schwerere Atomisotope (U 238) werden darin nach außen gedrückt, die leichteren (U 235) sammeln sich im Zentrum. Das Gas im Zentrum der Zentrifuge wird dann durch weitere Zentrifugen geleitet und so immer mehr angereichert, das heißt, der Anteil von U 235 wird darin immer weiter erhöht.
Für Reaktorbrennstoff reicht ein Anreicherungsgrad von vier bis fünf Prozent aus. Für den Bau einer Atombombe ist dagegen eine Anreicherung von über 90 Prozent erforderlich. Nach Angaben des iranischen Atombeauftragten Gholamresa Aghasadeh ist in einem ersten Schritt die Anreicherung von 3,5-prozentigem Uran gelungen. Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse darüber, welche Anreicherungsstufe Teheran letztlich anstrebt.
Für eine Anreicherung im industriellen Maßstab benötigte der Iran mehrere tausend Gaszentrifugen. Nach Angaben des US-Instituts für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) reicht eine Kaskade von 1.500 Zentrifugen aus, um binnen einem Jahr mehr angereichertes Uran herzustellen, als für eine Atombombe nötig wäre. Aghasadeh will bis zum Jahresende 3.000 Zentrifugen zusammenschalten. Im Frühjahr hatte der Iran nach eigenen Angaben 164 Zentrifugen in der unterirdischen Anlage in Natans im Einsatz.