SPECHT DER WOCHE
: Kein Störfaktor

■  Christian Specht, 45, ist in allen linken Parteien und Szenen Berlins aktiv. Er engagiert sich unter anderem in der LAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik der Linkspartei und hat ein Büro in der taz. Christian kann nicht lesen und schreiben, er zeichnet. Wenn er es zulässt, zeigt die taz sein Bild der Woche. Diesmal geht’s um Ilias Seifert. Er war Bundestagsabgeordneter für die Linke, er macht viel Behindertenpolitik, aber jetzt ist er nicht mehr über die Liste reingekommen. Er ist aus Sachsen-Anhalt, sitzt im Rollstuhl und ist auch im Behinderten-Verband aktiv. Nun ist er bei der Bundestagswahl ausgeschieden. Ich habe ihm dann gesagt, er soll für das Europaparlament auf der Liste der Linkspartei kandidieren. Letzte Woche war der Parteitag und er wurde abgelehnt. Ich war dort. Es gab Leute, die fanden gut, was er gemacht hat: „Aber um Gottes Willen bloß nicht er schon wieder, er nervt uns damit“ – nach dem Motto. Es gab aber noch einen zweiten Kandidaten, der auch im Rollstuhl sitzt, dass war unser Plan B. Aber auch er wurde abgelehnt. Ich denke einfach, die sind ein Störfaktor, die passen da nicht rein, sagen ihre Meinung, stören rum mit der Behindertenpolitik und kriegen deshalb keinen Listenplatz. Keine Partei darf so mit Anwärtern für Listenplätze umgehen. Ich bin für ein breites Bündnis für Behindertenpolitik, wenn die Partei die alle nur ablehnt. Viele denken, die haben eh keine Ahnung. Das kann einfach nicht sein, Behinderte müssen sich auch in die Politik einmischen dürfen. PROTOKOLL: FMP