Knietief im Dispo

Ortstermin Die Sparkasse präsentiert eine Studie zum Sparen – die sie sich hätte sparen können

Wer einen Kneipenwirt um Hilfe in Lebensfragen bittet, bekommt sicher den gut gemeinten Rat, gehörig einen zu saufen. So ist es nicht verwunderlich, was der Deutsche Sparkassenverband rät: zu sparen nämlich. Und zwar allen jungen Menschen.

Am Dienstag stellte Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, zusammen mit dem FAZ-Institut eine neue Studie zur Finanzkompetenz junger Erwachsener vor. Die Besucher kamen so zahlreich, dass noch Stühle in die Berliner Geschäftsstelle getragen werden mussten für all die Finanzkompetenz-Interessierten. Wie ein Wahlkampfslogan stand in roten Buchstaben „Finanzkompetenz stärken“ über den Köpfen der Redner.

Verkündet hat Haasis dann Folgendes: Nur jeder zweite der jungen Erwachsenen befasst sich gern mit Geldangelegenheiten. Die jungen Erwachsenen sind positiv zu Geld eingestellt, aber zu wenig interessiert daran. Die mit geringem Einkommen haben eine eher negative Haltung zu Geld als die mit mehr Geld. Und: Sparsamkeit wird im Elternhaus erlernt.

Offenbar war die Studie nicht allzu teuer.

Wer kein Geld hat, der zittert eben am Geldautomaten. Und dass nur jeder dritte Geringverdiener Geld mit Arbeit und Problemen verbindet, ist ja im Grunde eine gute Nachricht – genau wie die Gewissheit, dass die Eltern schuld sind an den Schulden.

Gut aber, dass es die Sparkasse gibt! Die will das wieder richten, indem sie die Finanzkompetenz stärkt. Ganz Pädagoge, erklärt Heinrich Haasis, beim Sparen müsse man systematisch vorgehen. „Es ist wie beim Hausbau, man baut nicht einfach los, sondern geht erst mal zum Architekten.“ Das ist bei der Sparkasse der „Beratungsdienst für Geld und Haushalt“. Unter anderem soll online ein elektronisches Haushaltsbuch beim strukturierten Sparen helfen. Um langfristig Rücklagen zu schaffen für Altersvorsorge und Eigenheim. Und natürlich, um die jungen Erwachsenen an die Sparkasse zu binden. Das aber sagt niemand.

Im Juni noch verkündete die Gesellschaft für Konsumforschung das Gegenteil. Die frohe Botschaft damals: Die Konsumlaune sei angestiegen – ein gutes Zeichen für die Wirtschaft.

Jetzt aber sollen junge Erwachsene wieder das optimale Sparen lernen. Was eigentlich noch alles? Schnell studieren, schnell Geld verdienen, mehrere Sprachen sprechen, modisch kleiden, Bio essen, nachhaltig leben und jetzt auch noch konsumieren und sparen gleichzeitig? Puh!

Zumindest ein Ergebnis ihrer Studie dürfte der Sparkasse aber gar nicht gefallen haben: 44 Prozent der Befragten behaupten von sich, an Geld nicht interessiert zu sein.SIMON HUFEISEN