: Kunde gewinnt nichts
BERLIN taz ■ So viel steht fest. Wenn die Bahn die Schienen behalten darf, gewinnt der Fahrgast nichts. Rund fünf Millionen Gäste transportiert die Bahn derzeit jeden Tag. Für die Kunden wird es nicht billiger, erklärt Hartmut Mehdorn, der oberste Lokführer der Republik. Dann schiebt er schnell die Worte nach: „Aber auch nicht teurer.“ Kunde König kann’s egal sein, wenn das Netz exklusiv für die Bahn ist? Verbraucherschützer sehen das anders.
„Die Monopolstruktur der Bahn bleibt “, kritisiert Karl-Peter Naumann von Pro Bahn. „Das ist außerordentlich schlecht.“ Denn so behalte der bis dato staatliche Schienenkonzern sein „Diskriminierungspotenzial“. Die Bahn AG könne den Wettbewerb auf der Schiene behindern und die Preise zum eigenen Vorteil bestimmen. Naumann nennt dafür auch zwei Beispiele.
Beispiel Nummer eins spielt in diesem Juli. Da verspäteten sich die Züge auf der Strecke von Hamburg nach Westerland auf Sylt besonders oft. Grund: Bauarbeiten. Naumann erklärt: „Diese Strecke hat Veolia vergangenen Dezember übernommen.“ Der private Verkehrsanbieter hatte die Deutsche Bahn AG bei einer Ausschreibung im vergangenen Jahr ausgestochen. „Jetzt rächt sich die DB AG“, meint Naumann – und repariere ausgerechnet in den Sommerferien die Gleise. Dabei hätten sie – aus seiner Sicht – genauso gut in „ruhigeren Wochen“ ausgebessert werden können. Die Fahrgäste jedenfalls waren genervt.
Zweites Beispiel, wie die DB AG die Konditionen bestimmt: Sie „erpresst die Länder“, sagt Naumann. In ihren Händen liegt schließlich der Regionalverkehr. Sie bestimmen also, wer den Transport übernimmt. Die Bahn mit Schienenmonopol hat „die besten Voraussetzungen“, die Aufträge zu bekommen, meint Naumann. Sie müsse nur fordern: „Gebt uns den Auftrag – oder wir legen die Strecke still.“
Diese Kraftprotzerei fürchtet auch Heidi Tischmann vom Verkehrsclub Deutschland. „Investoren legen die Verbindungen still, die nicht rentabel sind“, sagt sie. Da würden sicher viele wieder auf’s Auto umsteigen. Der Bahn macht Tischmann allerdings keinen Vorwurf – „Warum soll Mehdorn großzügig sein?“ Vielmehr versteht die Verbraucherschützerin die Bundesregierung nicht, die den Zugang zum 35.000 Kilometer langen Schienennetz einfach der Bahn AG überlässt. Stromkonzerne nutzten auch die Leitungen und die Telekom das Festnetz, um den Preis zu diktieren. Der Service bleibe auf der Strecke. Tischmann: „Noch nie hat sich ein Monopolist zu einer Firma gewandelt, die um die Kunden kämpft.“ HG