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Archiv-Artikel

Gute BKA-Kontakte nach Beirut

BEIRUT taz ■ In den frühen Morgenstunden hat Dschihad H. sich gestellt. Der zweite „Kofferbomber“ war dem Druck offenbar nicht mehr gewachsen, nachdem sein mutmaßlicher Komplize Youssef Mohammed E. H. schon Ende vergangener Woche von der Polizei in Kiel gefasst wurde. Der 1985 im Libanon geborene, offenbar über einen deutschen Pass verfügende H. habe sich Donnerstag früh in einer Polizeidienststelle in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli eingefunden, erfuhr die taz aus Sicherheitskreisen in Tripoli. Kurze Zeit später hätten Mitarbeiter des Antiterrorgefängnisses in Beirut den Mann abgeholt und ihn in die libanesische Hauptstadt gebracht.

Auch wenn unklar ist, wann Dschihad H. aus Deutschland in den Libanon zurückkehrte, wurde er offenbar schon länger beschattet. Libanesische Sicherheitskreise berichten, dass ein Anruf des 20-Jährigen vom Geheimdienst abgehört wurde. In der bergigen Gegend östlich von Akkar ist aufgrund der hier starken extremen sunnitischen Bewegungen vor allem der libanesische Militärgeheimdienst gut vernetzt. Medienberichten zufolge sollen sowohl H. wie E. H. der im Libanon verbotenen Partei Hizb ut-Tahrir angehört haben. Auch als im Februar aus Protest gegen die in einer dänischen Zeitung veröffentlichten Mohammed-Karikaturen die dänische Botschaft in Beirut gestürmt wurde, waren sunnitische Extremisten stark vertreten.

Bislang ist unklar, ob Deutschland ein Auslieferungsgesuch für Dschihad H. stellen wird. Die gute Zusammenarbeit deutscher und libanesischer Sicherheitsdienste spricht dafür. So ist das Bundeskriminalamt (BKA) seit Jahren mit einem Verbindungsbeamten in Beirut vertreten. Bei der Vermittlung des letzten Gefangenenaustausches zwischen der schiitischen Hisbollah und Israel Anfang 2004 spielten Beamte des Bundesnachrichtendienstes (BND) eine herausragende Rolle.

Die enge deutsch-libanesische Sicherheitskooperation hat aber auch ihre Schattenseiten. So waren Mitglieder der 50-köpfigen „Besonderen Aufbauorganisation Schokolade“, die zur Bekämpfung des Terrorismus im September 2002 vom BKA gegründet worden war, zu Verhören in den Libanon gekommen. Ihr ehemaliges Mitglied Ralph Trede warf der BKA-Führung vor, unter Folter erzwungene Geständnisse in Verfahren eingebracht zu haben. MARKUS BICKEL